Umwelt

Essen einpacken lassen oder nicht? Foodwaste trifft Müll

Verpackung fürs übrig gebliebene Essen: Müll. Also Schüsseln selber mitnehmen?

Stellt euch vor: Ein ganzes Zimmer im Restaurant ist nur für unsere Familie reserviert. Wir zelebrieren die goldene Hochzeit der Großeltern. Auf dem Tisch: Platten voller Spargel, Kartoffeln, Sauce, und vieles mehr.

Unsere Bäuche: voll Wir: zufrieden. Hier und da: noch Essensreste. Wir plaudern miteinander, bereit, bald aufzubrechen. Und plötzlich zieht meine Oma ein paar Plastikschüsseln aus der Tasche und beginnt ganz aufgeregt, die Reste einzupacken. „Da ist noch was! Gib das mal her!“

Ich werde diese Situation nie vergessen. Es war herrlich! Sie ist bei sowas immer so wunderbar hektisch. Als würde sie etwas Verbotenes tun.

Kürzlich wurde mir diese Szene noch einmal in Erinnerung gerufen, als mir mein Vater vom Essengehen mit meiner Oma erzählte. Aus Versehen hatte sie sich einen riesigen Salat bestellt. Schon als er kam, war sie sicher, dass sie ihn nicht aufessen kann. Sie stellte höchst bedauernd fest, dass sie diesmal keine Schüssel dabei hatte, um ihn mitzunehmen. Also brachte sie das ganze Restaurantpersonal in Aufruhr und fragte immer wieder, ob ihr der Rest eingepackt werden könnte.

Mein Vater konnte sie schließlich überzeugen, doch erst einmal mit dem Essen anzufangen. Und am Ende packte die Bedienung ihr den Rest wie gewünscht ein. Puh! Problem gelöst. Kein Foodwaste. Dafür aber Verschwendung von Verpackungsmaterial. Mist.

Verpackung fürs Essen – gut oder schlecht?

Auch ich war letztens Essen und ließ mir eine Gurkenkaltschale einpacken. Abgefahrenes Essen, das eher wie ein Dip schmeckt und nicht so sehr wie eine Suppe, obwohl es die Suppe des Tages war. Ich hab das Zeug einfach nicht vollkommen runtergekriegt. Es war lecker, aber ich kann einfach nicht so viel Dip auf einmal löffeln. Also wollte ich den Rest für den nächsten Tag mit nach Hause nehmen.

Als ich die Kaltschale in einer Plastikschale zum Mitnehmen zurückbekam, dachte ich wieder an meine Oma und dazu noch an die vielen Situationen, in denen ich so stolz auf mich war, weil ich den Rest Pizza oder das übrig gebliebene Asia Food habe einpacken lassen. Ich bin so toll! Ich schmeiß nix weg! Ähm ja, bis auf den Plastik- oder Alumüll natürlich, in dem das Essen für den Nachhauseweg steckt. Aaaargh.

Was also tun? Ich bin kein Fan davon, mir Essen bis zum Geht-nicht-mehr reinzuwürgen. Muss ich ab jetzt immer Schüsseln mit mir rumschleppen so wie meine Oma? Aber was ist, wenn ich sie mal vergesse – genau wie es meiner eigentlich so gewissenhaften Oma gegangen ist? Ist es am Ende vielleicht sogar sinnvoller, das Essen einfach zurückgehen zu lassen?

Was würden Blogger tun?

Und woher soll ich das wissen? Ihr wisst, ich meine es gut, aber ihr wisst auch: das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Deshalb habe ich ein paar Blogger gefragt, was sie tun würden. Denn ob ihr es glaubt oder nicht, ich habe auch nicht immer eine Antwort.

Name: Jörg
Blog: eat-this.org

Hallo liebe Eva, 
der Gedankengang ist wirklich superinteressant und passt super zu unserer Einstellung, auch vermeintlich nachhaltige Verhaltensweisen zu hinterfragen. Allerdings müssen wir sagen, dass es bei uns nie vorkommt, dass wir etwas abtragen lassen oder mitnehmen müssen. Nachhaltigkeit fängt hier schon dabei an, zu überlegen, wieviel man essen kann und möchte. Halbvolle Teller, die von den Nachbartischen abgetragen werden, brechen uns schon fast das Herz ?
Liebe Grüße
Jörg

Name: Shia
Blog: wastelandrebel.com

Hi Eva,
ich sage immer, ich kleide mich ja auch dem Wetter entsprechend. So stecke ich mir auch meine Sachen ein. Wenn ich essen gehen möchte oder verabredet bin, stecke ich mir meine Dose ein, worin ich übrig gebliebenes Essen mitnehme. Ich bestelle lieber erst mal weniger und bei Bedarf etwas nach. Mir ist es bisher nur ein einziges Mal in drei Jahren passiert, dass ich meine Dose vergessen habe. In dem Fall hatte ich schnell in einem Laden eine Plastikdose gekauft, aber auch nur, weil ich wusste, dass wir sie gut noch zu Hause gebrauchen können (vielleicht hast du das ja auf meiner Insta-Story sogar gesehen). Ansonsten hätten wir wahrscheinlich einfach stattdessen zu Haus gegessen ;).
Liebe Grüße
Shia

Name: Steffi
Blog: zerowastefamilie.de

Hallo Eva
Wenn wir planen, dass wir auswärts essen gehen, versuchen wir daran zu denken, dass wir unsere eigenen Behälter mitnehmen. Das klappt nach ein wenig Routine (wir versuchen mit möglichst wenig Müll seit drei Jahren zu leben) immer besser. Aber was macht man, wenn es mal spontan zum Essen geht? Wir haben manchmal eine Notfallbox dabei, z. B. in der Hand- oder Wickeltasche, im Fahrradanhänger oder im Auto. Wie gesagt, manchmal. Die muss ja wieder sauber gemacht und erneut deponiert werden und gerade dann kommt es auch mal vor, dass ich sie noch nicht zurück in die Tasche getan habe. Aber deshalb muss nicht zwingend viel Müll oder einiges an Essensresten entstehen. Wenn man nicht der große Esser ist, kann man meist auch als junger Erwachsener einen Senioren- oder Kinderteller bekommen. Da sind dann die Portionen kleiner und es bleibt weniger übrig. Und kehrt man zu mehreren z. B. mit der Familie ein, bietet sich auch ein Teller extra für die Kinder an, die manchmal auch die Kinderportionen nicht bezwingen können. Wenn man etwas nicht mag (z.B. Rosenkohl 🙂 ), was bei der Mahlzeit dabei ist, kann man es auch im Vorhinein abbestellen. Weißt Du, was ich übrigens ab und an beobachte? Es gibt Leute, die lassen bei ihrem Hauptgang einen Teil zurückgehen, weil sie nicht mehr können. Dann ordern sie aber noch eine Nachspeise oder bestellen sie nicht ab und futtern die dann. Denn, was Süßes geht ja immer. Stimmt das oder ist das Verschwendung?
Liebe Grüße
Steffi

Name: Oma
Blog: keiner, nicht mal eine E-Mail Adresse!

Liebe Eva
In dem Restaurant haben die meinen Salat ganz toll verpackt. Ein guter Teller, sehr schön eingepackt, ich konnte das Essen toll mit nach Hause nehmen. Aber ich nehme es lieber in einer eigenen Schüssel mit. Warum? Weil ich die Verpackung wegschmeißen muss? Quatsch. Ich habe den Salat halt herausgenommen und den Teller in den Müll getan. Aber ich will nicht, dass die merken, wenn ich etwas mitnehme. Warum? Naja, ich will einfach nicht, dass die Arbeit damit haben.

Lieben Dank ihr alle! Ich werde in Zukunft mal an meine eigenen Schüsseln denken. Warum? Gibt weniger Müll – und weniger Arbeit für das Restaurantpersonal. Danke, liebe Oma, dass du mich auf diesen noch völlig außer Acht gelassenen Aspekt aufmerksam gemacht hast. Du bist so wunderbar bescheiden! 

Und hier lest ihr meine Gedanken zu Foodwaste im Haushalt mit Kindern – mit Tipps von drei Experten.

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Essen einpacken lassen oder nicht? Foodwaste trifft Müll
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5 Comments

  • Reply
    Ulrike
    7. Januar 2020 at 14:55

    Ich fahre oft von der Arbeit mit der U-Bahn nach Hause und nehme mir auf dem Weg noch schnell „take away“ Essen mit. In Berlin gibt es relativ viele Läden, die längst kein Plastik oder Alu mehr nutzen, wenn man Essen mitnimmt, sondern wieder verwertbare Boxen. Ich denke jedoch, dass einfach kein Weg daran vorbeiführt ab und an einmal Essen beim Restaurant mitzunehmen, wenn man Zeit sparen muss!

  • Reply
    Chris
    16. Dezember 2017 at 23:26

    Ich finde an der Schale is nix schlimmes. So lange sie anschließend in den gelben Sack kommt und nicht irgendwo i die Natur geworfen wird.

  • Reply
    Vanessa
    6. September 2017 at 06:12

    Aber was wäre denn nun tatsächlich für deine Dip-Kaltschale (die du ja von der Portion bestimmt geschafft hättest, wenn es mehr Suppe gewesen wäre) die beste Lösung gewesen? Also wenn halt alles zusammen kommt: Tupper vergessen, spontan kommt man aus der Restaurant- Nummer nicht raus (unterwegs mit Freunden, alle wollen ins Restaurant, du kannst kaum sagen: Ich esse nix, ich habe meine Tupperschüssel nicht dabei), man bestellt was kleines (halt Kaltschale/Suppe), aber beim besten Willen bekommt man nicht alles runter und die Freunde sind auch schon zu satt.
    Einpacken oder nicht? Kommt zwar selten vor, aber in der Situation war ich auch schon (spontan in der Pause vom Geburtsvorbereitungskurs ins Restaurant mit allen Paaren gegangen. Da kam auch noch Zeitdruck dazu).
    Letztens hatten wir es so gelöst, das wir ein paar Pommes einfach als Wegzehrungen in die Serviette eingewickelt hatten, für den kleinen Bären, der während des Essens geschlafen hatte. Aber so einfach ist es ja halt nicht immer.

    • Reply
      evamell
      6. September 2017 at 20:10

      Naja, immerhin ist mir durch die Dip-Kaltschale ja das ganze Verpackungsmüll-Problem erst bewusst geworden. Absurd, dass mir das vorher nicht mal aufgefallen war! Insofern hatte die Sache schon mal was Gutes. Ab sofort schau ich halt, dass ich an eigene Schüsseln denke. Aber machen wir uns nichts vor, sowas wird wieder passieren. Hey, vielleicht könnte man anfangen, Pfand für Teller anzubieten. Dann könnte man die Schale aus dem Restaurant mitnehmen und später zurückbringen. Wäre geil, würde mich aber wundern, wenn es auf Gegenliebe stößt!

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