Familie

Elsa oder Anna? Egal! Mein Leben mit der kleinen Eiskönigin

Erst zwei Jahre alt und schon gefangen vom Marketing: Meine Tochter und die Eiskönigin Elsa

Ich hatte mal ein Kind. Das hatte zwei Puppen. Eine hieß Otto. Die andere Karlchen. Dieses Kind hat gerne Fußball gespielt. Ist aber auch gerne mit Karlchen oder Otto im Puppenwagen durch die Wohnung gerannt. Es hat mir lachend davon erzählt, wenn es gerade gepupst hat – und ist im nächsten Augenblick mit den Worten „Bin eine Tänzerin“ über den Flur getorkelt. Denn tanzen sieht bei Zweijährigen eben aus wie torkeln. Ich hatte mal ein Kind, das sich in kein vorgegebenes Schema pressen ließ. Und dann kamen Anna und Elsa.

Ich habe nun eine Prinzessin. Eine Prinzessin, die zwei Jahre und vier Monate alt ist. „Ich habe Prinzessinnen-Hausschuhe“, sagt sie, zeigt auf ihre rosafarbenen Puschen, auf denen Anna, Elsa und Olaf zu sehen sind, und kichert. Die Hausschuhe hat sie von einer Tante bekommen. Sie sind viel zu groß. Aber ihr neues Prinzessinnen-Ego scheint gut hinein zu passen. Ich frage mich ernsthaft, ob sie weiß, was eine Prinzessin überhaupt ist. Immerhin weiß sie, dass ihre Prinzessinnen-Hausschuhe etwas ganz besonderes sind.

Der verhängnisvolle Tag

Diese Anna und Elsa Hausschuhe wollte sie übrigens ziemlich genau seit jenem verhängnisvollen Tag anziehen, als ich mit ihr in einer Buchhandlung war und sie sich ein Pixie-Buch aussuchen durfte. Es gab dort Bücher über die Bremer Stadtmusikanten, über einen Bauernhof, über alles Mögliche, was Kinder mögen sollten. Und zwischendrin war ein Buch über die Eiskönigin Elsa und ihre unscheinbarere Schwester Anna, die eigentlich die coolere ist. Meine Tochter kennt Anna, Elsa und den sprechenden Schneemann Olaf gar nicht. Aber sie wollte nichts anderes als dieses Buch.

Vielleicht hat sie sich in jenem Moment daran erinnert, dass sie im Sommer zwei- oder dreimal ein luftiges Elsa und Anna Oberteil anhatte. Das war ein ausrangiertes Kleidungsstück ihrer älteren Kusine. Meine Tochter wollte es anziehen, weil ich an dem Tag ein ärmelloses Oberteil anhatte. Das Elsa und Anna Top hat auch keine Ärmel.

Der Eiskönigin Virus

Weil ich es witzig fand, habe ich sie gefragt: „Na, wer willst du lieber sein? Elsa oder Anna?“ – „Pscht, hör bloß auf damit“, hatte mein Mann in jenem Moment gesagt. Ein weiser Zeitgenosse, der um die Suchtgefahr weiß, die von der Eiskönigin Elsa und ihren Gefährten ausgeht. Ich habe das Oberteil dann lieber zur Seite gelegt. Doch da war es wohl schon zu spät. Der Elsa und Anna Tussie Virus hatte sich bereits im Kopf unserer Tochter festgesetzt.

Und nun sitze ich hier. Mit einer Tochter, die ein Elsa und Anna Eiskönigin Pixie-Buch haben will, das nicht mal ein echtes Pixie-Buch ist. Die sich nun liebend gerne ihre Hausschuhe anzieht, nur weil Elsa, Anna und Schneemann Olaf darauf sind.

Ich bin kurz davor, jetzt schon eine Vorratspackung Elsa und Anna Luftballons, Pappbecher und Girlanden für die nächsten Geburtstage zu kaufen.

Was mir noch blühen wird

Ich kenne Leute, die Leute kennen, die ihre Töchter verzweifelt versucht haben von Pippi Langstrumpf zu überzeugen. Aber diese Töchter wollen trotzdem unbedingt das Elsa Prinzessinnen Kleid haben und eine Elsa Eiskönigin Party nach der anderen feiern. Diese Kinder kennen alle Lieder aus dem Disney Film auswendig und wollen sich mit 18 Jahren in Elsa umbenennen. Dabei haben sie den Film noch nie in voller Länge gesehen.

Ja, der Film: „Die Eiskönigin“, heißt er. Ich habe ihn vor einiger Zeit angeschaut, weil ich mir sicher war, er müsse absolut großartig sein. So viele kleine Mädchen können nicht irren, dachte ich. Ich musste feststellen: Sie können. Okay, der Film ist nicht total schlecht, aber es gibt wirklich bessere Disney Filme. Aber wie er ist, ist ja sowieso zweitrangig.

Meine Zweijährige jedenfalls ist jetzt schon großer Fan, obwohl sie nicht mal weiß, dass die beiden Prinzessinnen auf ihren Schuhen Elsa und Anna heißen und dass der Schneemann Olaf neben ihnen sprechen kann.

Einen eisgekühlten Schnaps, bitte!

Und was mache ich jetzt? Am besten einen eisgekühlten Schnaps trinken. Akzeptieren, dass ich ein ganz normales Mädchen habe, das wie jedes andere Mädchen ihrer Generation Elsa sein will. Das aber immer noch jeden Tag mit ihrer Puppe Karlchen kuschelt, Fußball spielt, pupst, darüber lacht und torkelnd durch die Wohnung tanzt. Mit so einer Elsa kann ich leben. Denn die ist wirklich cool.

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