Tag 9: 22.3.
Obwohl ich hier angeblich über Tag 9 schreibe, ist das hier eigentlich Tag 10, falls ich mich nicht verrechnet habe. Denn an Tag 1 hatte ich ja das Ergebnisses des PCR-Tests noch nicht und wusste deshalb nicht, dass ich mich an Tag 1 der Isolation befinde. Weswegen mir quasi ein Isolationstag geschenkt wurde, was ich aber tatsächlich irgendwie schade finde. Denn ganz ehrlich: Insgesamt hatte ich eine schöne Zeit. Ja, es ist herausfordernd, die Kinder zu bespaßen, gleichzeitig Videokonferenzen zu haben und Dinge abzuarbeiten. Aber die Isolation ist auch entlastend: Keine Termine, kein Gang in den Supermarkt, kein Herumeiern von A nach B und C und wieder zurück. Die Freiheit lag gewissermaßen im Eingesperrtsein. Was lerne ich daraus? Ich sollte entweder eine Bank überfallen oder in den Wald ziehen.
Aber naja, ich werde mich auch wieder eines Besseren belehren lassen. Für die nächsten Tage habe ich bereits Treffen mit netten Menschen ausgemacht, das Leben kann kommen, es wird sowieso kommen, egal, wie ich darüber denke. Starte ich meinen Weg zurück in die Zivilisation also so positiv wie ich meine Isolationszeit beende.
Tag 6, 7, 8: 19., 20., 21.3.
Es ist Frühling und ich muss immer noch über Isolationstage im Winter schreiben. Das klingt drastischer als es ist, aber gemessen daran, dass ich nur über eineinhalb Wochen schreibe, ist es schon mehr oder weniger peinlich, dass ich mir hier so eine übermäßig lange Schreibpause von drei Tagen gegönnt habe. Des Rätsels Lösung liegt in den Wochentagen: Es war Wochenende: Hoch die Hände! Und da haben wir die Seele ordentlich baumeln lassen. In der Hängematte zum Beispiel. Im Liegestuhl. Auf dem Sofa. Im Bett. Jedenfalls nicht vor dem Laptop.
Ich gebe zu, dass ich zusätzlich die Moral habe baumeln lassen. Zuerst hatte ich ja die FFP2-Maske gegen eine gewöhnliche medizinische Maske eingetauscht. Und dann habe ich auch noch diese Maske fallen lassen. Nackig im Gesicht bin ich also durch die Wohnung gelaufen. Am Anfang war es mir noch unangenehm, aber irgendwann habe ich mich überhaupt nicht mehr geschämt. Meine Tochter runzelte ob meiner Unbedecktheit zunächst noch die Stirn, ließ sich aber letztendlich davon auch nicht abschrecken, weiterhin mit mir zu interagieren.
Am Ende des Wochenendes habe ich den Kindern sogar wieder ihre Zähne geputzt. Heute Morgen bin ich übrigens wieder mit Hustenreiz aufgewacht. So ist das Leben voller Widersprüche und wir werden sehen, wie und wo es enden wird.
Tag 5: 18.3.
Gerade fällt mir auf, dass die Zeitrechnung dieses Tagebuchs irreführend ist. Ich werde das Tagebuch an Tag 9 beenden, anstatt an Tag 10. Weil Tag 1 eigentlich Tag 2 war, da der Test ja an Tag 0 durchgeführt wurde. Noch Fragen? Mindestens so verwirrend wie diese Einleitung finde ich die Frage, ob meine Kinder eigentlich permanent im Isolationsgefängnis mit mir sein müssen oder nicht. Sie sind ja bereits genesen und hatten Anfang dieser Woche ein negatives PCR-Testergebnis. Die eine hat aber Husten, die andere niest ab und zu mal. Meine Interpretation der aktuellen Corona-Verordnung suggeriert mir, dass sie dennoch in Quarantäne müssen.
Heute waren sie auf dem Spielplatz gegenüber. Aber für den Fall, dass das absolut verboten ist und ich ins Gefängnis muss, falls das wahr ist, handelt es sich bei dieser meiner Aussage selbstverständlich um Fake News.
Und sonst so? Heute habe ich meine FFP2-Maske im trauten Heim gegen eine stinknormale medizinische Maske eingetauscht und siehe da: Ich fühle mich heute Abend überhaupt nicht total im Arsch, sondern nur normal müde. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass meine Genesung ständig voranschreitet, wir werden es nie erfahren, denn es gibt keine repräsentative Studie bezüglich dieser Frage.
Tag 4: 17.3.
Puzzeln, in der Hängematte schaukeln, ein Blümchen einpflanzen, Wasserfarben malen, Gemüse fürs Abendessen schnippeln, Bibi und Tina hören, noch mehr puzzeln – und zwischendurch die ein oder andere Videokonferenz. Eben habe ich mich noch gefragt, weshalb ich eigentlich am Ende dieses Tages so müde bin. Die Antwort ist wohl: Ich habe heute Aktivitäten für mindestens drei Tage gehabt. Die Kleine ist um knapp 16 Uhr erschöpft eingeschlafen. Zehn Minuten Powernap habe ich ihr gewährt, damit ich um diese Uhrzeit (kurz nach neun Uhr abends) nicht noch mit der Spielzeugeisenbahn spielen muss oder Weihnachtslieder singen soll, die sie so gern hat. So eine Isolation ist wirklich Leben als Konzentrat. Zum Glück genieße ich es mittendrin wirklich.
Tag 3: 16.3.
Als die Kinder heute Nacht nach Mama riefen, habe ich meine FFP2-Maske nicht so schnell gefunden und bin ohne Mund-Nasen-Schutz ins Kinderzimmer gegangen. Naja, Viren schlafen ja nachts, oder? Deshalb ist es nur logisch, dass ich im Bett neben meiner Tochter liegend frei vor mich hin atmete, am Tag aber wieder die Maske aufsetzte. Und sonst so? Ein Hustenanfall trieb mich am Morgen aus dem Bett, ein trockener Husten begleitete mich durch den Tag. Müde bin ich jetzt. Denn obwohl ich hier die einzige mit Corona bin, ist zwischen Homeoffice und Kinderbetreuung nicht viel Ruhe zu finden. In diesem Sinne: Gute Nacht!
Tag 2: 15.3.
Wow, erst Tag zwei der erneuten Isolation? Kommt mir vor, als wäre ich schon seit zwei Monaten weggesperrt. Es könnte damit zu tun haben, dass ich den halben Tag mit FFP2-Maske herumgelaufen bin, halt immer dann, wenn ich nicht in meinem Kämmerlein im Home Office war, sondern mich um die Kinder gekümmert habe. Ich hab es nämlich schon immer gewusst, ich bin die einzig Positive hier in dieser Familie.
Während ich hier drin versucht habe, mich zum Essen nahe an der geöffneten Terrassentür zu platzieren oder mir mal zwischendurch ein Stück Apfel in die FFP2-Maske zu schieben, habe ich via Internet mitbekommen, dass bei euch da draußen das Sonnenblumenöl weggehamstert wurde, weil Krieg in der Ukraine ist. Jeder und jede hat also mit den unterschiedlichsten Herausforderungen zu tun und ich möchte mich über meine nicht beklagen. Friedlich für alle Beteiligten in meinen vier Wänden ging der Tag zu Ende. Platt bin ich trotzdem.
Isolation Teil 2, Tag 1: 14.3.
Hallo allerseits! Ich melde mich zurück und verkündige die unfrohe Botschaft, dass man nach drei Impfungen und einer Genesung leider doch keine Superkräfte gegen das Coronavirus hat. Jedenfalls ich nicht. Eher so aus wissenschaftlichem Interesse habe ich gestern einen PCR Test machen lassen. Ich hatte Symptome und ich hatte laut Warn-App eine Risikobegegnung. Naja, wieso nicht schon wieder Corona? Dass ich nicht ganz mit einem positiven Resultat gerechnet habe, können meine gestrigen Kontakte wohl bestätigen: Ich habe mein Kind mit anderen Kindern spielen lassen und mich selbst mit mehreren Erwachsenen unterhalten. Hups. Dachte ich, als ich heute den Befund bekam: Positiv stand da. In roten Lettern.
Ja, ich weiß, die Neunmalklugen unter euch kommen gleich mit einem Haufen Studien unterm Arm angelaufen, um mir zu erklären, dass das bloß Virusreste von vor sechs Wochen sind, als ich meine erste Corona-Infektion hatte. Aber: Zwischen „damals“ und jetzt habe ich schon mal einen PCR Test gemacht, der negativ war. Es ist also tatsächlich wahr: Ich bin schon wieder positiv. Nach nur sechs Wochen.
Der Rest der Familie hustet und schnieft auch und war heute zum PCR Test. Da das Ergebnis noch aussteht, habe ich mich viel draußen aufgehalten und/oder bin mit FFP2-Maske herumgelaufen. Die Kinder stört das überhaupt nicht. Für die ist das Teil wie ein normales Kleidungsstück.
In diesem Sinne: Willkommen zurück zu meinem Positiv-Tagebuch. Ich bin genauso gespannt wie ihr zu erfahren, was noch kommt!
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