Ernährung

Pilze essen oder leben lassen? Ein veganes Dilemma!

Pilze sind den Tieren ähnlich als den Pflanzen. Dürfen Veganer sie essen?

Pilze essen = Mord?!

Holt mich hier raus, ich bin ein Pilz: Warum es unethisch ist, Pilze zu essen.

Veganer essen kein Fleisch, wollen also nicht, dass Tiere auf ihren Speiseplan kommen. Sie nehmen darüber hinaus überhaupt keine tierischen Produkte zu sich, zum Beispiel keine Milch. Soweit so gut.
Ich habe das Anliegen des Veganismus verstanden. Rucola? Kann ich essen, hat mit Tieren gar nichts zu tun! Honig? Auf keinen Fall, ist eindeutig ein tierisches Produkt! Pilze? Rein damit ins vegane Risotto! Stopp!

Pilze – Tier oder Pflanze?

Ich sage: Pilzesser sind Mörder. Genau! Denkt mal drüber nach und lasst euch die Augen öffnen für ein veganes Dilemma. Was sind Pilze eigentlich? Fakt ist: Ein Pilz ist weder Pflanze noch Tier. Das macht die Entscheidung, ob man ihn reinen Gewissens essen darf, natürlich enorm schwer. Er ist ein Sonderfall in der Biologie. Aber ist er nun den Pflanzen oder den Tieren ähnlicher? Schauen wir mal:

Ernährung: Pilze gewinnen keine Energie aus Sonnenlicht. Das tun Pflanzen im Gegensatz zu Tieren. Tiere brauchen zur Nahrungsaufnahme hingegen organische Nährstoffe – genau wie Pilze. Besonders interessant ist, dass Pilze bei der Nahrungsaufnahme Enzyme ausscheiden, die den Verdauungsenzymen von Tieren und Menschen ähneln.

Lebensraum: Fungi erscheinen sesshaft und unbeweglich. Genau wie Pflanzen. Das ist auch der Grund, aus dem sie lange zu den Pflanzen gezählt wurden. In Wahrheit aber sehen wir über der Erde nur die unbewegliche Frucht. Wirklich interessant ist, was sich unter der Erde abspielt. Im Untergrund wächst ein riesiges Geflecht aus feinen Fäden, das sich ständig vergrößert und sich dadurch zwangsläufig fortbewegt. Das ist der eigentliche Pilz. Was man über der Erde sieht ist die Frucht, die zur Fortpflanzung benötigt wird.

Fortpflanzung: Die meisten Pilze vermehren sich ungeschlechtlich – im Gegensatz zu Tieren. Es gibt aber auch Pilzarten, die sich durch einen quasi sexuellen Vorgang fortpflanzen.

Anatomie: Pilze haben eine feste Zellwand so wie Pflanzen, aber diese Zellwand enthält meistens Chitin, das bei Pflanzen nicht vorkommt, das aber Hauptbestandteil des Exoskeletts von Gliederfüßlern (zum Beispiel Käfer oder Spinnen) ist.

Fazit: Nicht nur ich, sondern auch die Forschung sagt heute, dass Pilze mit Tieren näher verwandt sind als mit Pflanzen. Als ich neulich eine vegetarisch lebende Freundin dazu befragt habe, die außerdem Biologin ist, sagte sie: Naja, ein Pilz hat ja kein Gehirn. Aber können wir mit Sicherheit sagen, dass Pilze nichts fühlen, es nicht bemerken, wenn ihre Babys abgeerntet werden?

Dieselbe Freundin sagte vor vielen Jahre über Fische: „Die sind gar nicht in der Lage, Schmerz zu empfinden.“ Tja. Heute ist sich die Forschung da nicht mehr so sicher. Wissenschaftliche Untersuchungen legen mittlerweile nahe, dass Fische in der Lage sind, Schmerzen zu spüren, obwohl ihnen eigentlich das Hirnareal fehlt, das für dieses Empfinden zuständig ist.

Deshalb: Lasst die Fungi und ihre Babys leben! Oder fragt wenigstens lieb nach, bevor ihr ihnen den Nachwuchs stehlt: „Wenn du nichts sagst, heißt das, ich darf ihn mitnehmen, okay?“ Schweigen. „Danke!“ Schön höflich sein. Denn wer weiß. Der Pilz hat vielleicht auch Gefühle.

MerkenMerken

Pilze essen oder leben lassen? Ein veganes Dilemma!
2.3 (45.79%) 228 Stimmen

You Might Also Like

13 Comments

  • Reply
    Löwenzahn
    26. September 2020 at 07:58

    Moin,
    ich habe bis vor einigen Monaten gerne Pilze gegessen. Dann musste ich in einem Vortrag von Dr. Joachim Mutter (Umweltmediziner und Veganer) hören, das Pilze (auch Bio-Pilze) wegen der über die Jahrzehnte stark gestiegenen Nachfrage am Markt nicht mehr nur auf Pferdemist (gibt nicht genug davon) sondern zum Großteil auf Holzsägespäne, getränkt mit Tierblut gezüchtet werden. Ich habe versucht das gegen zu recherchieren und bin so auch auf diesen „satirischen“ Artikel hier gestoßen. Leider gibt es nicht sehr viele Informationen hier im Internet dazu was mir verständlich erscheint, da das den Apettit auf Pilze nicht gerade steigert. Das wenige was ich bisher dazu finden konnte, scheint diese Art der Pilzzucht jedoch zu bestätigen. Wen es interessiert – selbst mal dazu googeln.

  • Reply
    blechtrommler
    21. Februar 2019 at 23:36

    Der Autorin: Hab mal eine Französiche Pilzeforscherin gelesen, die resümierte, der „Spitzkegeliger Kahlkopf“ hätte den Menschen infiltriert, um mittels seiner sich im Universum auszubreiten;
    Dann gibt es („real“ – war ein Spiegelbericht?) einen im Amazonas, bei dessen Sporenaufnahme mittels einer Ameise diese alles stehen und liegen lässt, sich auf die Suche und ans Erklimmen eines hohen Baum macht, oben angekommen am höchsten Zweig sozusagen, diesen mumifizierend umkrampft und die aus ihrem degenerierenter Kopf alsbald austretenden Sporen des sehr weit unten wachsenden Pilzes die Freiheit erhaltenen, sich durch Wind und Wetter in die Weite transportieren zu lassen.
    Man muss sie wirklich nicht unterschätzen.

  • Reply
    Maxi
    17. Februar 2019 at 15:37

    Also aus evolutionärer Sicht wäre es sehr unvorteilhaft, das einem lebe Wesen das sich weder verteidigen noch bewegen kann, ein Nervensystem und schmerzempfinden hat das unserem oder den von anderen Tieren gleicht.

    Es wird vom Pilz der fruchtkörper gegessen wie bei den meisten Pflanzen auch und der eigentliche Pilz bleibt, zumindest bei sammeln, erhalten in der Erde.
    Aus evulotionärer Sicht ist es eher wahrscheinlicher, das lebe Wesen wie Pilze sogar darauf ausgelegt sind, das ihr fruchtkörper zertrampelt, gegessen oder sonst was werden.

    Also alles in allem ein dummer Artikel für entsprechende Leute die tatsächlich meinen bei einer pro kontra Diskusion über den fleischkonsum mit diesem Argument einen Trumpf parat zu haben.

    • Reply
      blechtrommler
      21. Februar 2019 at 23:09

      Maxi, nur der Rechthaberei wegen (und um Trümpfe dabei auszuspielen) auch nur eine Zeile zu äußern, bin ich aber zu weise. Man sollte Leuten, die selbst ihre Essgewohnheiten einem geistigen – von mir aus – Selbst- oder auch Fremdverständnis unterwerfen, etwas mehr Respekt zollen.
      Dennoch: „ausgelegt .., das ihr fruchtkörper zertrampelt, gegessen“ und sonst(wo) wieder ausgesch… werden – ist unbedingt ein sehr gutes Pro-Pilzverzehr (zumal ich diese Woche eine mir geoffenbarte Murr-Er (Judasohrpilz)-Zucht zu den Austersaitlingen gesellen durfte;-)

  • Reply
    blechtrommler
    27. Januar 2019 at 15:03

    War meine Suchanfrage (wo sich gerade mein Austersaitlingsanbau als erfolgreich gestalten wollte) – „Sind Pilze vegan? – und während der Eingabe dachte ich noch: Ernährungsbiologisch interessiert es mich ja weniger, sondern in ethischer Hinsicht. Wer weiß, ob sich je eine diese Frage unter dieser Agenda stellte.

    Schön erstmal, dass ich ohne langes Suchen auf ebensolche Spinner stieß – eben gerade ausetischer Sicht!

    Ob ich nun „nur die Geschlechtsorgane“ mit guten Gewissen weiteressen kann?
    Ausgiebigem Pilzeessen hab ich wegen der Verdauungsprobleme eh nie frönen können; vielleicht kann das Würzen veganen Essens mit Pilzen doch in meiem Fall unterbleiben.

    Danke der Autorin und den Kommentatoren

  • Reply
    A.F. Hofmann
    20. Februar 2018 at 11:13

    Amüsanter Beitrag. Doch mal am Rande bezüglich Pilze & Mord: Pflanzen sind auch Lebewesen 😉 Die Frage ist nun also: Können wir uns ohne Aufnahme anderer Lebewesen ernähren. Das ist WIRKLICH ein Dilemma 😀
    Meine Uroma sagte immer: „Tja, so ist das Leben.“

    • Reply
      evamell
      20. Februar 2018 at 20:21

      Danke! Ich würde sagen, deine Uroma war eine weise Frau 😉 Übrigens: Wer denkt eigentlich an die armen Bakterien??? Immerhin waren sie die ersten Lebewesen der Welt!

  • Reply
    chris
    7. Januar 2018 at 21:10

    ach können wir es denn auch mit absoluter Sicherheit sagen, dass Pflanzen, die nach Ihrer Definition Pflanzen sind, auch nichts fühlen und kein Gehirn haben? Das ist ein sehr fragwürdiges Argument, um auf den Pilzgenuss zu verzichten.
    Den Nachwuchs von Getreidearten und Sojapflanzen nehmen Sie aber gerne mit, weil Sie denken das wäre ok, weil Sie sich anmaßen zu wissen, wie es den Pflanzen wirklich geht? Warum ist das bitte gerechtfertigt?

    • Reply
      evamell
      8. Januar 2018 at 09:05

      Hallo! Danke für den Kommentar. Nein, ich möchte mir wirklich nicht anmaßen zu wissen, wie es Pflanzen wirklich geht. Und mit diesem Beitrag will ich nichts weiter, als zum Nachdenken anregen – und auch zum Schmunzeln. Ja ehrlich 🙂 Denn man sollte nicht immer alles schwarz-weiß sehen, das ist eigentlich die Hauptaussage, die dahinter steckt!

    • Reply
      Tobi
      25. Juli 2018 at 00:22

      Waschen sich Veganer eigentlich die Hände und putzen sie sich die Zähne? Dabei würden sie ja unglaublich viele Bakterien töten. Ich finde es ansich ja sehr gut das es Splittergruppen gibt die sich bewusst ernähren und tieresches Leid zu vermeiden versuchen. Ich persöhnlich könnte mir nicht vorstellen auf Fleisch und Fisch zu verzichten, ich esse einfach nicht so sehr viel Fleisch und Fisch.
      Wenn ich den veganen oder vegetarischen lifestyle so betrachte und man dabei den Fokus auf die Vermeidung von Tierquälerei legt dann finde ich:
      – Honig kann man schon essen, er wird naturnah hergestellt und der Imker ersetzt den geklauten Honig ja schließlich auch mit Zuckerwasser. Die Imkerei ist ein wichtiger Wirtschaftszweig weil Bienen wichtig für die Pflanzenwelt sind. Würde keiner Honig essen wären die Population von Bienen deutlich geringer und das hätte bestimmt negative Effekte auf die „Natur“. Die Herstellung von Honig betrachte ich eigentlich mehr als Symbiose als, als Ausbeutung.
      – Fisch sollte man nur in geringem Maße essen. Auf See gefangener Fisch vermindert die Population deutlich, durch sogenannten Beifang werden viele Meerestiere getötet ohne das sie dabei eine nennenswerte Verwendung finden und ich denke in Becken gezüchtete Fische sind bestimmt aus ethischer Sicht unnice, wenn man den Prozess näher betrachtet (hab ich nicht).
      – Ebenfalls „böse“ ist das essen von Fleisch und Geflügel, ein Bild über den Herstellprozess kann man sich in diversen Youtubevideos ansehen und ich finde es unapetitlich und markaber.
      – Pilze kann man essen und wer Vegan lebt sollte es auch denn es sie sind eine tolle natürliche Proteinquelle.
      – Milch, tja ich weis nicht. Angenommen man hätte Zugang zu „vernünftig“ hergestellter Milch… Ich glaube eine Kuh stört es nicht so sehr wenn man einige Jahre nach der Geburt ihrer Kälber noch Milch in vernünftigem Maße von ihr „klaut“. Industriemilch, wie wir sie im Supermarkt finden ob Bio oder noch schlimmer nicht ist vergleichbar unethisch wie die Fleischproduktion.

      – Was ist eigentlich mit Obst und Gemüse? Essen Veganer im Februar Tomaten aus Marokko? Auch beim Gemüse kann man bei seiner Kauf- und Konsumentscheidung einen großen Umweltschaden anrichten.

      Eigentlich fehlt in der Gesellschaft eine Splittergruppe die sich einfach Vernünftig ernährt, ohne dabei einem Trend oder Hype zu folgen. Man erreicht mehr wenn alle weniger Fleisch und so essen als wenn wenige in irgendwelche extrem Enthaltsamkeiten verfallen.

  • Reply
    JO
    5. Dezember 2017 at 09:05

    Hey, ich arbeite in der Mikrobiologie und kann sich beruhigen: Iss ruhig Champignons und Steinpilze etc. Diese Formen sind die sexuelle Vermehrungsform der Pilze. Sprich die Geschlechtsorgane. Der echte Pilz liegt unterhalb der Erde. Und wenn es sich zusätzlich interessiert. Pilzzellen, die sich aneinander Reihen sind nicht systemisch verknüpft. Sie teilen keine Informationen, wie bei anderen mehrzelligen Lebensformen.
    LG

    • Reply
      evamell
      5. Dezember 2017 at 17:38

      Puh, da hab ich ja nochmal Glück gehabt! Lieben Dank für diese Spezialinformation 😀

      • Vanakalion
        5. Oktober 2019 at 16:44

        Pilze gehören nach empirischer Grundlage tatsächlich zur Fauna, nicht zur Flora. Der Umgang mit Pilzen ist vergleichbar mit der Massentierhaltung. Hierbei wandern weltweit gigantische Mengen in Dosen und Gläser, was mindestens ebenso unästhetisch ist. Fakt ist, daß es sich dabei um Fortpflanzungsorgane handelt. Es würde keinen Unterschied machen, Stierhoden, Hundepenis, Katzeneierstock oder gar menschliche Geschlechtsorgane zu konsumieren. Es handelt sich vorsichtig formuliert ganz klar um eine Form des Kannibalismus, die zur empfindlichen Dezimierung von Arten führt.
        Unterstellt man den Geschöpfen der Flora, daß sie über ein uns fremdartiges Bewußtsein verfügen, so wäre auch der Verzehr von pflanzlichen Produkten Völkermord. Wer demnach sein Gewissen reinwaschen möchte, sollte sich ausschließlich anorganisch ernähren. Minerale wie Sand und Stein sollen vorzüglich munden (natürlich garantiert keimfrei) 😀
        Die Evolution ist ein täger experimentieller Prozess. Hätte eine Spezies bereits im Cambrium jeden Stein keimfrei geleckt, gäbe es uns nicht.

Leave a Reply

*

Was sagst Du dazu?

Jetzt kommentieren!