Leben

Chaos im Büro? Nicht mit mir!

Mein dunkles Geheimnis. Das Messie-Regal im Flur. Dafür kein Chaos im Büro mehr.

„Es geht so nicht mehr weiter“, habe ich vor einiger Zeit zu meinem Mann gesagt. „Wir müssen reden!“ Danach habe ich eine dramatische Pause gemacht, er hat tief geschluckt und wir haben geredet – natürlich erst als unser Kind im Bett war. Denn was wir zu besprechen hatten, war eine ungeordnete Angelegenheit, schmutzig sogar an manchen Stellen, unübersichtlich, ja geradezu zum Heulen: Unser Messie-Zimmer!

„Ich kann so nicht mehr weitermachen!“, rief ich völlig aufgelöst und kippte einen Schnaps die Kehle runter, denn solche Besprechungen zwischen Ehepartnern sind nüchtern kaum zu ertragen. „Rechnungen, Versicherungsverträge, ich weiß nicht mal, wo genau was ist.“ Ach, was sagte ich! Ich wollte es ja gar nicht wissen. Es ist mir zuwider! Ja, zuwider ist mir das alles. Und doch: „Ich kann das nicht mehr. Wir brauchen professionelle Hilfe“, sagte ich meinem Mann. Er schluckte schwer und stimmte schließlich zu.

Chaos im Büro – der Kurs

Also verbrachte ich in den darauf folgenden Wochen etliche Stunden, die ich auch zum Sortieren der Unordnung hätte verwenden können, damit, einen Coach zu finden, der unser offiziell bürokratisches Leben neu ordnen würde. Am Ende meldete ich uns zu zwei Kursen bei einer Volkshochschule an. „Chaos im Büro“ und „Selbstmanagement“.

Nun gut, was soll ich sagen. Wir kamen, wir hörten, wir lernten. Die aufgeräumte Dame in Kurs Nummer eins versprach uns, unser Leben würde sich von Grund auf ändern. Und auch die Leiterin von Kurs Nummer zwei motivierte uns damit, dass ihre Klienten begeisterte Rückmeldungen gäben. Beide Damen erzählten von Patienten, äh Klienten, die zuvor wie in Wimmelbüchern gelebt hatten und nun nicht mehr nach Waldo suchen müssen, weil sie immer wissen, wo alles ist.

Es war herrlich. Es ging um Ordner, Ordnung, ordnen, ordentlich. Während der Kurse schrieb sich mein neuer Zweitname wie von Zauberhand in meinen Personalausweis: Eva „Ordnung“ Mell.

Reiss dich mal zusammen, Eva!

Trotzdem: Ein fieser Gnom namens Chaos in meinem Kopf wollte nicht ruhig sein. In beiden Kursen fragte er ohne mein Zutun: „Aber wie finde ich die Motivation, um die Bürokratie zu erledigen? Um Dinge immer rechtzeitig abzuheften und zu erledigen?“ Die Damen schauten mich jeweils entgeistert an. Ihre netten Worte hießen übersetzt auf Klartext in etwa: „JETZT REISS DICH MAL ZUSAMMEN. DU BIST ERWACHSEN. WIR ALLE MÜSSEN DIESEN SCHEISS MACHEN, AUF DEN NIEMAND BOCK HAT!!!“ Mein Gnom und ich waren ruhig, mein Mann schluckte tief und wir alle gingen so aufgeräumt wie nie zuvor nach Hause.

Mein neues Leben

Und jetzt? Es ist unfassbar! Unser Leben hat sich verändert. Von Grund auf! Die beiden Damen haben nicht zu viel versprochen. Das Messie-Zimmer ist aufgeräumt und auf dem besten Weg ein Kinderzimmer zu werden. Wo das ganze Zeug jetzt ist? Wir haben nun zwei riesige Regale im Flur. Es ist super. Die haben unser Leben verändert!

Die Dame in Kurs Nummer eins schlug ja vor, alle Ordner in derselben Farbe mit derselben Art der Beschriftung anzuschaffen, damit es immer schön ordentlich aussieht. Ich jedoch habe eine noch wirkungsvollere Variante für mein neues Leben ohne Chaos gefunden: Vorhänge vor den Regalen. Es ist genial. Zwei lange Stoffreste, eine Vorhangstange und zack, keiner ahnt mein dunkles Geheimnis. Nur ihr vielleicht, denn für euch habe ich den Vorhang ein klein wenig gelüftet.

Chaos im Büro? Nein! Messie-Regal statt Messie-Zimmer.

Ich habe kein Messie-Zimmer mehr! Und damit auch kein Chaos im Büro 😉 Ein Messie-Regal ist doch ein ziemlicher Fortschritt, oder?

 

So ein Coaching ist einfach eine großartige Sache. Aber wo genau hefte ich jetzt eigentlich nochmal die Rechnungen dafür ab?

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