Ja ja, ich will ein bewusstes Leben führen, nachhaltig soll es sein, fair sowieso und dazu noch gesund. Aber kürzlich habe ich begonnen, meine monatlichen Ausgaben auf einer Handy-App zu notieren. Die heißt Haushaltsbuch, ist sehr intuitiv und führt mir unmissverständlich vor Augen, wie viel mein Ökozeug eigentlich kostet.
Deshalb bekomme ich seit Neuestem geradezu Glücksgefühle, wenn ich mal einen Aldi oder Lidl betrete. Unfassbar billige Mangos! Avocados für die Hälfte des Preises im Biosupermarkt! Sogar Hafermilch gibt es hier, die im Kaffee so geil schmeckt. Grinsend und mit blinkenden Dollarzeichen in den Augen stratze ich durch den Discounter und packe den Einkaufswagen voll.
Zu Hause angekommen bereite ich mir einen total gesunden, schmackhaften und zumindest für mich preislich sehr fairen Smoothie zu. Hauptzutaten: Mango und Pfirsiche von Aldi. Vegan natürlich. Oder unnatürlicherweise überhaupt nicht vegan? Ich bin völlig verwirrt. In einer Kolumne des Alnatura Magazins habe ich nämlich gelesen, dass eine Mango nicht vegan ist, wenn sie konventionell und unter unfairen Bedingungen angebaut wurde.
Nicht vegan vegan – ich habe ein Paradoxon kreiert!
Ich schwanke zwischen Stolz und Verzweiflung. Stolz, weil ich es geschafft habe, ein Paradoxon zu kreieren. In meinen Händen halte ich einen nicht veganen veganen Smoothie. Unfassbar! Es ist fast, als hätte ich Fleisch ohne Tier gezüchtet. Ich bin ein Genie! Aber da schleicht sich auch schon die Verzweiflung in mein Gehirn: Ich habe versagt.
Diese unfassbar riesige, saftige, wohlschmeckende Mango ist keine unschuldige Frucht. Sie ist unfair, sie hält nichts von Nachhaltigkeit und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie angefangen hat, die Bio-Möhren im Kühlschrank zu mobben, bevor ich sie aus ihrem kühlen neuen Zuhause geholt habe. Wenigstens ist die miese Mango jetzt püriert und kann keinen weiteren Schaden anrichten. Und was mache ich jetzt?
Ich denke, ich werde erst mal mit den Karotten sprechen. Wir sollten uns gemeinsam überlegen, ob wir einen integrativen Kühlschrank wollen – vielleicht sogar Inklusion und nicht nur Integration? Inklusive Smoothies nämlich, in denen unfaire Mangos und weltverbessernde Möhren zu einer Einheit verschmelzen. Yin und Yang sozusagen.
Gemüse, bitte zerfleischt euch nicht!
Ich bin begeistert. Aber was wäre das dann für ein Smoothie? Nicht ganz vegan, aber auch nicht ganz unvegan. Vielleicht vegetarisch? Ich kann nur hoffen, dass sich die Aldi Mango und die Alnatura Karotten nicht zerfleischen, bevor ich sie beide püriere. Denn ich glaube, dann wäre gar nichts Veganes mehr an der Sache…
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