Umwelt

Fair ist anders: Schelte für eine, die es gut meint!

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Ich wollte fair handeln – und scheiterte

Wieso ich zu meiner fair gehandelten und umweltschonenden Gutmenschenjacke keinen Heiligenschein trage, sondern die Mütze aus der Hölle.

Mein Winteroutfit: Sieht warm aus, hält tatsächlich warm – und man, war ich stolz auf mich, als ich mir vor ein paar Monaten diese großartige Winterjacke gekauft habe. ‚Ich bin so ein guter Mensch’, dachte ich mir, als ich einen exorbitant großen Haufen Geld in Form meiner kleinen Bankkarte über den Ladentisch schob.

Mir war es extrem wichtig, diesen Winter nicht nur so stylisch wie möglich durchs Schietwetter zu stolzieren, ich wollte das auch noch mit einem Gewissen tun, das passend zur Jahreszeit makellos schneeweiß sein sollte.

Beides ist mir ja sowas von gelungen! Mit einem Parka habe ich modemäßig total ins Schwarze getroffen. Was bin ich froh, dass ich hier auf dem Land, in der hinterletzten Ecke Deutschlands noch mit den Hipstern der Großstädte mithalten kann, die mich nicht kennen und denen ich ganz egal bin.

Fair, nachhaltig und weitere nichtssagende Begriffe

Zum guten Gewissen kann ich zu dieser Vaude Jacke nur sagen: Erfolg auf ganzer Linie! Das Outdoor Label ist Mitglied der Fair Wear Foundation (FWF). Damit verpflichtet es sich, für gute und immer besser werdende Arbeitsbedingungen in allen Produktionsstätten zu sorgen. Und Wow! Vaude hat den Leader Status – und damit den höchsten Status in der Fair Wear Foundation. Weitere Stichworte, die zu dieser Jacke des guten Gewissens gehören, sind: nachhaltig, ressourcenschonend, fair. Klar, alles Begriffe, die durch ihren inflationären Gebrauch schon völlig inhaltsleer geworden sind. Aber so habe wenigstens ich noch Platz in der Jacke.

Außerdem wurde die böse chemische Verbindung PFC nicht zur Imprägnierung genutzt, die biologisch nicht abbaubar ist. Dazu kommt noch, dass mich keine Daunen warmhalten, für die unschuldige Tierchen hätten sterben müssen, sondern eine hervorragende Alternative nichttierischen Ursprungs.

Und das beste: Ich habe diese Gutmenschenjacke nicht im seelenlosen Internet gekauft, sondern in einem örtlichen Geschäft.

Ich hatte ja schon überlegt, einfach einen Heiligenschein zu der Jacke zu tragen, aber ich dachte dann, dass die schwarze Mütze, die ihr mit dem Parka auf dem Bild seht, wahrscheinlich doch etwas wärmer hält.

Die Mütze mit dem Teufelsbommel

Tja, hat sich herausgestellt, dass diese Mütze mir alles andere als einen Heiligenschein verleiht. Für eine Bekannte ist sie wohl die schwarze Mütze aus der Hölle. „Eva, ich muss dich schelten“, sagte sie mir neulich. Ja genau, SCHELTEN, sagte sie! „Wegen der Mütze!“ Ja was? „Der Pelzbommel!“. Sie fing an, mir am Bommel herumzuzuppeln, unsicher, ob er aus Echt- oder aus Kunstpelz ist. „Spielt gar keine Rolle“, beschloss sie schließlich. Zwar empfahl sie mir, den Bommel abzubrennen, um am Geruch zu erkennen, ob es sich um Material tierischen Ursprungs oder ein Imitat aus Plastik handle. Aber in jedem Fall dürfe ich eine solche Mütze nicht tragen. Auch Kunstpelz mache das Tragen von Echtpelz salonfähig!

Ich murmelte noch was von wegen „War ein Geschenk“, aber das besänftigte sie auch nicht. Da stand ich also, in meiner fairen, heiligen Jacke – und fühlte mich ob meiner Kopfbekleidung doch wie der Judas unter den bewussten Konsumenten.

Wir gingen eher schweigsam weiter, ich mit der Mütze des Todes, sie mit dem Heiligenschein bekleidet, der eigentlich mir hätte gehören sollen.

Auch nicht heilig…

Immerhin musste sie den Heiligenschein später am Tag auch noch ablegen, als sie sich einen Kaffee geholt hat – und sich für einen Wegwerf-Plastik-Becher anstatt für eine richtige Tasse als Trinkgefäß entschieden hat. Wie kann sie nur! Der Heiligenschein ist jetzt also wieder frei verfügbar. Schickt mir bei Interesse eine Nachricht. Das Ding bringt sowieso nix als Ärger!

Fair ist anders: Schelte für eine, die es gut meint!
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4 Comments

  • Reply
    Vanessa
    6. September 2017 at 02:53

    Ach habe ich grade gelacht ?. Toll geschrieben.
    Nur jetzt darf ich demnächst auch nicht mehr in den Spiegel gucken. Ich habe auch noch eine Mütze des Todes und zusätzlich auch noch vom Kleidungs-Schweden aus der gedankenlosen Zeit. Allerdings ist das ja auch nachhaltig, das Ding trotzdem weiter zu tragen und nicht eine neue zu kaufen. Die Mütze mit dem Heiligenschein muss ja auch erst produziert werden.
    Aber über das salonfähig machen von Pelz durch das Tragen von Kunstpelz, muss ich nochmal nachdenken.

    • Reply
      evamell
      6. September 2017 at 20:11

      Ich fürchte mich schon wieder vor dem Winter. Todesmütze tragen – ja oder nein 😉

  • Reply
    Berit Müller
    3. September 2017 at 23:04

    Wunderbar geschrieben

    • Reply
      evamell
      4. September 2017 at 12:27

      Danke 🙂

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