Hundephobie Ade?
Kann man in zwei Stunden lösen, was man sich ein Leben lang antrainiert hat? Ich war wegen meiner Angst vor Hunden bei der Hypnose.
So viel vorweg: Die vielen verschiedenen hundehassenden Anteile in mir haben sich zwar überzeugen lassen, dass das mit den Hunden vielleicht doch nicht so schlimm ist, wie sie immer gemeint haben – aber sie haben sich dennoch geweigert, ein Ressourcennetzwerk aufzubauen, mit dem sie sich in ihrer Offenheit gegenüber Hunden in Zukunft bestärken könnten. Immerhin haben sie versprochen, in Kommunikation miteinander zu bleiben.
Puh. Wovon zur Hölle redet die, denkt ihr euch jetzt vielleicht. Zur Erinnerung: Vor ein paar Tagen habe ich euch auf meinem Blog von meiner Hundephobie erzählt. Hier könnt ihr nochmal nachlesen, wie treu mir meine Hundephobie mein Leben lang war.
Hypnose – ganz anders als ich dachte
Weil ich es mit meinem Baby gut meine und meine Angst vor Hunden nicht auf sie übertragen will, bin ich zur Hypnose gegangen.
Ich dachte ja, die Hypnotiseurin würde mein Bewusstsein auf wundersame Art und Weise ausschalten, mit meinem Unterbewusstsein sprechen, die Angst lösen und mich anschließend wieder aufwecken. Ich dachte, sie würde mir dann erzählen können, was ich in meiner frühen Kindheit schlimmes mit Hunden erlebt habe – und wie sie meine Angst davon überzeugen konnte, mich in Ruhe zu lassen. Pustekuchen!
Ich war bei vollem Bewusstsein, als die Dame neben mir das „Zentrum“ in mir ansprach und es bat, das Wort „Ja“ auf einen Block zu schreiben, den ich mir vorstellen sollte.
Das Zentrum in mir schwieg
Tja, da saßen wir und warteten, aber das Zentrum wollte sich nicht melden. Auch Gerüche, Farben oder sonstige Zeichen wollte es mir nicht geben. Blieb nur noch, dass ich meine Hände auf meine Oberschenkel legen sollte. Bewegte sich die linke Hand, so sollte das ein Ja des Zentrums bedeuten, bewegte sich die rechte Hand, so sollten wir ein Nein daraus ableiten.
Ich muss sagen, anfangs kam mir das vor wie ein fauler Zauber. Was für ein Quatsch! In mir drin soll ein Männchen sein, das Zentrum heißt und meine Hände bewegen kann? In welcher Sekte war ich denn hier gelandet?
Na gut, ich ließ mich von meiner vertrauenswürdigen Hypnotiseurin davon überzeugen, dass ich sehr wohl ein Unterbewusstsein habe, das vieles in mir steuert ohne dass ich es beeinflussen kann. Ungefähr fünf Mal sagte sie mir, ich könne jederzeit gehen, wenn ich nicht mehr weitermachen wolle.
Obwohl mir diese Art der Hypnose irgendwie zuwider war, bin ich geblieben. „Wenn ich schon mal hier bin…“, dachte ich mir und ließ das Zentrum oder wen auch immer meine Hände bewegen.
Die Gründe bleiben verborgen
Ich muss sagen, ich war ein bisschen enttäuscht, als sich meine rechte Hand bewegte, nachdem meine Hypnotiseurin die Frage stellte, ob wir die negativen Erinnerungen an Hunde erfahren dürften, die meine Hundephobie ausgelöst haben. Aber immerhin haben sich die verborgenen Erinnerungen überzeugen lassen, in Zukunft offener für Hunde zu sein.
Tja, und gegen Ende fragte meine Hebamme, ob denn all meine Anteile, die in Zukunft Hunden eine Chance geben wollen, bereit wären, sich zu einem Ressourcennetzwerk zusammenzuschließen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Es dauerte nicht lange und die rechte Hand bewegte sich: Nein! Neue Frage: Würden die Anteile in Kommunikation miteinander bleiben? Die linke Hand bewegte sich: Ja! Puh, nochmal Glück gehabt.
Ich habe schon mal Selbsthypnose gemacht!
Nachdem wir endlich fertig waren, erzählte ich meiner Hypnotiseurin, dass die Hypnose gegen meine Hundephobie mich daran erinnert hat, wie ich vor einiger Zeit mal mein Immunsystem bequatscht habe: Ich hatte nämlich zehn oder sogar fünfzehn Jahre lang einen deutlich spürbaren Knubbel auf dem Kopf. Der hat sich einfach hart angefühlt und nichts weiter gemacht.
Eines Tages aber hat er ganz furchtbar zu eitern angefangen. Man, war das ekelhaft. Mitten auf dem Kopf! Wochen, wenn nicht gar Monate ging das so. Dazwischen war immer mal Pause, aber dann fing es auf meinem Kopf wieder an zu seibern. Der Arzt erklärte mir, dass das Immunsystem denke, es müsse gegen irgendwelche harmlosen Bakterien vorgehen. Deshalb produziere es solche Knubbel und auch den Eiter. Man könne die Stelle aber wegschneiden lassen, das sei keine große Sache und der Chirurg müsse nur einen kleinen Teil meiner Haare – etwa eine Fläche so groß wie eine Briefmarke – abschneiden.
No way! Auf keinen Fall wollte ich mitten auf meinem Kopf eine Miniglatze haben! In manchen Fällen, fuhr der Arzt fort, erledige sich das Problem aber auch dank spontaner Selbstheilung.
Also redete ich etwa drei Wochen lang jeden Tag mit meinem Immunsystem, dankte ihm für seine gewissenhafte Arbeit und erklärte ihm, dass die Sache mit dem Knubbel wirklich überflüssig sei. Und plötzlich fiel der Knubbel ab und ward nie mehr gesehen.
Meine Hypnotiseurin lachte, als ich ihr davon erzählte und sagte: Das war Selbsthypnose! Und es hat funktioniert.
Die Panik ist noch da
Und bin ich jetzt auch von meiner Hundephobie geheilt? Als meine Hypnotiseurin ihre beiden Hunde zu uns rief, hatte ich zuerst wie immer ein panisches Gefühl, ließ mich dann aber doch darauf ein, die Bestien zu streicheln. Und siehe da, schlimm war es nicht (wie ihr auf dem Bild sehen könnt). Allerdings hatte ich gehofft, nach der einmaligen Hypnose nichts weiter tun zu müssen gegen meine Hundephobie. Aber auch an dieser Stelle: Fehlanzeige.
Ich soll nun so oft es geht positive Erfahrungen mit Hunden sammeln, um den negativen Erfahrungen etwas entgegenzusetzen. Boah wie nervig. Denn Hundephobie hin oder her: Hunde stinken, haaren und ich mag sie eigentlich nicht.
Aber stolz kann ich berichten, dass ich diese Woche schon eine Frau angesprochen habe, die mit ihrem winzigen Hündlein auf einer Bank saß. Nachdem ich ein paar Mal panisch zurückgeschreckt bin, konnte ich ihn doch noch streicheln.
Was ich von der Hypnose halte
Ja und? Ist so eine Hypnose nun etwas zum Nachmachen? Als Zwischenfazit muss ich sagen: Jein. Da ich per Selbsthypnose schon mal mein Immunsystem überzeugen konnte, glaube ich tatsächlich, dass so etwas funktionieren kann. Ich bin mir aber nicht sicher, ob zwei Stunden Hypnose gegen Hundephobie ausreiche, um das Problem soweit zu lösen wie ich es gerne hätte.
Ich denke, ich werde meinem Unterbewusstsein in Zukunft selber noch gut zureden – und mich weiterhin trauen, liebe Hunde lieber Unbekannter zu streicheln. Aber das nur als kleinen Zwischenstand. Offenbar kann man erst zwei Wochen nach der Hypnose einschätzen, was sich wirklich alles in einem drin getan hat.
Etwas positives hatte die Hypnose aber auch jetzt schon: Sie ist für mich der Startschuss, dass ich ab sofort aktiv etwas gegen meine Angst tun will. Auch wenn ich sie schon fast lieb gewonnen hatte.
Drei Wochen danach
Nun noch ein Nachtrag drei Wochen nach der Hypnose! Die zwei Wochen sind abgelaufen, nach denen ich meinen persönlichen Fortschritt beurteilen kann. Ich habe einige Hundebesitzer angesprochen, habe so manchen Hund gestreichelt – bei manchen hat es mehr Überwindung gekostet, bei anderen weniger. Am niedlichsten fand ich es, als ich einen kleinen Hund streicheln wollte, der mehr Angst vor mir hatte als ich vor ihm. Im Nachhinein finde ich es fast fies von mir, dass ich es trotzdem getan habe. Gerade ich weiß doch, wie das Tier sich fühlen musste! Jaul…
Manche Hunde habe ich lieber nicht gestreichelt, weil die Besitzer mir abgeraten haben: Tierheimhund, wurde geschlagen, ist nicht gut auf Fremde zu sprechen. Ui. Lieber schnell weg. Und krass, wie viele Hunde anscheinend geschlagen werden.
Ich muss sagen, ich spüre keine allzu fiese Panik mehr, wenn ich Hunden begegne. Ganz weg ist die Angst aber sicher nicht. Bei manchen Menschen reicht ja anscheinend eine Hypnosesitzung, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Bei mir wäre wohl eine zweite, dritte, vielleicht sogar vierte Sitzung angebracht. Jeder Mensch ist eben anders. Genau wie jeder Hund. Aber mir reicht’s erstmal. Mit dem Nervenkitzel, den ich noch bei Hunden verspüre, komme ich momentan klar. Er ist quasi die Prise Chili für meinen Tag!
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