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Meine Uhr: kaputt oder vielleicht doch eine Kunstinstallation?

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Manchmal wünschte ich, der Tag hätte 48 Stunden, ich könnte die Zeit ganz anhalten oder sogar mal zurückspulen. Denn die Zeit, meine Lieben, vergeht doch zeitweise einfach viel zu schnell. Tempus fugit heißt das auf schlau und die Schlauen haben Recht.

Zeit ist relativ, sagte Albert Einstein, und jeder, der schon mal von Langeweile zu Stress und wieder zurückgeschlittert ist, kann ihm zustimmen. Heute, meine lieben Leserinnen und Leser, die ihr euch die Zeit genommen habt, bei mir vorbeizuschauen, möchte ich euch meine Wohnzimmeruhr vorstellen.

Obwohl sie so eine Atomuhrfunktion hat und eigentlich immer gesetzestreu vor sich hin ticken sollte, fängt sie ab und zu von jetzt auf gleich so was von plötzlich an zu rennen, als wäre im Outlet-Center auch noch Schlussverkauf.

Ich halte sie dann nicht auf, zwinge sie nicht zu einem gemächlicheren Tempo, sondern erfreue mich an ihrem geradezu philosophischen Innenleben, das mir immer wieder vor Augen führt: Die Zeit rinnt mir durch die Finger. Still stehe ich dann vor meiner Uhr, halte einen Moment lang inne, während sie im Kreis sprintet, bin fast glücklich, dass ich ausnahmsweise gar nicht wissen kann, wie spät es ist, weil die Uhr kein Interesse hat, mir die exakte Zeit zu verraten und atme tief durch. Tief und lange. Bestimmt eine Minute lang, wenn ich meiner Uhr Glauben schenken will.

Meine Uhr und Albert Einstein

„Meine Uhr geht nicht mehr“ – oder: „Meine Uhr ist kaputt“, würde manch einer sagen und das Exemplar zurückschicken. Ich hingegen nutze die Zeit, um mich im Schnelldurchlauf an Einsteins Relativitätstheorie zu erinnern.

Wusstet ihr, dass die Zeit auf einem Berg schneller vergeht, als im Tal? Ohne Flachs, die Minuten vergehen langsamer, wenn man sich weit unten befindet und immer schneller, je weiter nach oben man geht. Kein Wunder, dass ein Urlaub am Meer so entschleunigend ist. Und ebenso wenig wundert es mich, dass billigfliegende Jetsetter meinen, viel zu wenig Zeit zu haben. Das alles ist Relativitätstheorie.

Herausgefunden hat das Onkel Einstein und man kann es sogar messen. Ja ja, die Unterschiede sind minimal, aber immerhin, sie sind da. Wer also ein Leben auf der Überholspur führen möchte, sollte in Serpentinen den Berg hochfahren. Aber Vorsicht, ihr Geschwindigkeitssünder! Da gibt es auch Blitzer.

Ist die Uhr kaputt? Oder einfach eigenwillig?

Ich bleibe lieber etwas weiter unten und glotze auf meine eilende Uhr. Ist auch ein Zeitvertreib. Eigentlich ist es ja auch mal fair. Normalerweise ticken die Uhren so vor sich hin, immer im gleichen Tempo, als wäre ihr Tag perfekt durchgetaktet, als müsste sich nur beeilen oder warten, wer über kein funktionierendes Zeitmanagement verfügt. Meine Uhr zeigt mir, dass auch Uhren nicht perfekt sind, dass auch sie mal in Stress geraten, die Zeit vergessen, dann hetzen müssen, bis sie nicht mehr können.

Ich warte nur darauf, dass meiner zeitlosen Uhr die Puste ausgeht. Normalerweise macht sie ein paar Tage nach ihrem Marathon schlapp und bleibt erst mal stehen. Bis ich sie mit neuer Energie füttere. Dann läuft sie zunächst brav im Tempo der Normalos und Langweiler – und irgendwann, wenn schon keiner mehr daran geglaubt hat, fängt sie an zu rennen.

Dann erinnert sie mich daran, wie relativ Zeit, Raum, Gefühle, Situationen und natürlich das Leben an und für sich sind. Und dann werde ich wieder innehalten, einen Moment der Ruhe genießen und die Zeit einfach laufen lassen.

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