Rezensionen

Endlich: Jede Menge Argumente gegen Vorurteile

In dem Buch "Gegen Vorurteile" bekommt man viele Ideen, wie man Menschen mit Vorurteilen begegnen kann.

Ein Buchtipp für euren Kampf gegen Vorurteile

Was ihr sagen könnt, wenn jemand über Flüchtlinge, Ausländer und andere heiße Themen schimpft.

Kennt ihr das auch? Ihr unterhaltet euch mit irgendeiner sympathisch wirkenden Person, alles ist gut, das Gespräch ist geistreich, ihr habt denselben Humor, ein oder zwei gemeinsame Hobbys, Mensch das könnte ja fast in einer Freundschaft enden – und dann Bähm: „Aber ist doch wirklich so, wir können halt nicht alle Flüchtlinge aufnehmen.“

Ihr traut euren Ohren nicht. Könnt kaum fassen, dass die Person auch noch hinterher schiebt: „Ausländer sind sowieso viel krimineller als wir, da muss man aufpassen.“ Und: „Der Islam gehört sowieso nicht nach Europa.“

Wie nur gegen Vorurteile argumentieren?

Nachdem ihr innerlich ein wenig vor euch hin hyperventiliert habt, stammelt ihr Floskeln wie: „Naja, das kannst du so nicht sagen, nur weil manche das machen, heißt das nicht, dass alle so sind – und überhaupt: sollen die Flüchtlinge dann wieder in den Krieg, wenn du sie nicht aufnehmen willst, oder was?“

Puh, also ich finde solche Konversationen immer extrem anstrengend. Ich habe da so meine toleranten Meinungen, bin voll gegen Vorurteile, aber hmm, auf der Argumenteseite sieht es immer wieder relativ mau aus. Zum Glück habe ich vor Kurzem das Buch „Gegen Vorurteile“ von Nina Horaczek und Sebastian Wiese entdeckt.

Da sind 28 Behauptungen aufgelistet, die immer wieder für Zündstoff sorgen. Darunter sind auch die drei, die ich oben aufgezählt habe. Wunderbarerweise liefern die Autoren jede Menge Zahlen und Fakten, mit denen man gegen Vorurteile an argumentieren kann. Ein paar Argumente für das nächste Streitgespräch will ich euch nicht vorenthalten. Es ist nur eine klitzekleine Auswahl aus den Ausführungen, die jeweils mehrere Seiten lang sind – aber extrem schnell durchgelesen sind:

Vorurteil Nummer 1: Wir können nicht alle Flüchtlinge aufnehmen

Eine Auswahl der vielen Fakten aus dem Buch dagegen: „Deutschland war 2015 weltweit das Land mit den meisten Asylanträgen. In Österreich kamen ebenfalls so viele Flüchtlinge wie seit Langem nicht mehr. Trotzdem sind wir weit entfernt davon, alle Flüchtlinge der Welt aufzunehmen.

Weltweit mussten im Jahr 2015 mehr als 65,3 Millionen Menschen aus ihrer Heimat fliehen oder sind vertrieben worden. Die allermeisten Flüchtlinge sind aber weder in Deutschland noch in Österreich, auch nicht in Europa. Mehr als 68 Prozent von ihnen bleiben in Entwicklungsländern.“

Vorurteil Nummer 2: Ausländer sind viel krimineller als wir

Eine Auswahl der Fakten aus dem Buch dagegen: „Zwar ist der Anteil ausländischer Verurteilter an der Gesamtzahl der verurteilten Straftäter zweimal (Deutschland) bzw. dreimal (Österreich) so hoch wie der Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung. Das bedeutet aber nicht, dass Ausländer krimineller sind als Inländer.

Denn viele Straftaten werden von Ausländern verübt, die nicht bei uns wohnen. Die ausländische Wohnbevölkerung ist strafrechtlich nicht auffälliger als Inländer. Menschen werden nicht kriminell, weil sie Ausländer sind, sondern, weil sie sich in Situationen befinden, die Kriminalität generell fördern (z. B. Arbeitslosigkeit).

Ausländer befinden sich besonders häufig in solchen Situationen. Ausländer, die im Inland Wohnung und Arbeit haben, sind sogar rechtstreuer als Inländer. Wer Ausländerkriminalität bekämpfen will, sollte sich also besonders für die Integration von Ausländern einsetzen.“

Vorurteil Nummer 3: Der Islam gehört nicht nach Europa

Eine Auswahl der Fakten aus dem Buch dagegen: „Allah sei fremd im Abendland, hört man immer wieder, der Islam eine kulturfremde Religion, Muslime ein Fremdkörper in unserer Gesellschaft. Tatsächlich ist der Islam schon seit Jahrhunderten bei uns zu Hause. Von muslimischen Arabern haben die Europäer nicht nur das Zahlensystem übernommen, sondern auch gelernt, wie man Papier herstellt.“

Vorurteil Nummer 4: Wer zu viele bescheuerte Vorurteile hat, kann nicht lesen

Eine Auswahl der Fakten dagegen: Öhm hups, ja, ich gebe zu, das kommt von mir! Aber mal ehrlich: Wer das Buch durchgelesen hat, baut Vorurteile ab, die irgendwo vielleicht sogar fast unbemerkt im eigenen Köpfchen umher schwirrten. Und vielleicht kann man in der Diskussion sogar dazu beitragen, dass andere weniger Vorurteile haben.

Wobei: Damit ihr die Argumente immer parat habt, müsst ihr vor der nächsten Party zu Hause büffeln wie vorm Abi. Macht zwar erst mal keinen Spaß, aber hey: Als ihr das Abi in der Tasche hattet, habt ihr euch doch auch riesig gefreut, oder?

Vorurteil Nummer 5: Blogs sind authentischer und besser als professionelle journalistische Medien – alles Lügenpresse

Eine Auswahl der Fakten dagegen: Jaja, auch dieses Vorurteil habe ich hier selbst eingefügt. Aber mal ehrlich: Das begegnet einem doch auch immer wieder, oder? Versteht mich nicht falsch, ich und mein Blog – wir sind super!

Aber falls euch dieses Vorurteil irgendwo mal begegnet, dürft ihr gerne sagen: „Ich hab auf einem Blog gelesen, dass angeblich alle Leute, die Vorurteile haben, nicht lesen können. Das ist jawohl auch Lügenpresse.“ Und damit beende ich meine hoch professionelle Buchrezension und wünsche euch viel Spaß beim Diskutieren.


Nina Horaczek und Sebastian Wiese: Gegen Vorurteile

Endlich: Jede Menge Argumente gegen Vorurteile
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2 Comments

  • Reply
    Stefan Wehmeier
    16. April 2017 at 13:56

    „Trotz der heiligen Versprechen der Völker, den Krieg für alle Zeiten zu ächten, trotz der Rufe der Millionen: ‚Nie wieder Krieg‘, entgegen all den Hoffnungen auf eine schönere Zukunft muss ich sagen: Wenn das heutige Geldsystem, die Zinswirtschaft, beibehalten wird, so wage ich es, heute schon zu behaupten, dass es keine 25 Jahre dauern wird, bis wir vor einem neuen, noch furchtbareren Krieg stehen.
    Ich sehe die kommende Entwicklung klar vor mir. Der heutige Stand der Technik lässt die Wirtschaft rasch zu einer Höchstleistung steigern. Die Kapitalbildung wird trotz der großen Kriegsverluste rasch erfolgen und durch Überangebot den Zins drücken. Das Geld wird dann gehamstert werden. Der Wirtschaftsraum wird einschrumpfen, und große Heere von Arbeitslosen werden auf der Straße stehen. An vielen Grenzpfählen wird man dann eine Tafel mit der Aufschrift finden können: ‚Arbeitssuchende haben keinen Zutritt ins Land, nur die Faulenzer mit vollgestopftem Geldbeutel sind willkommen.‘
    Wie zu alten Zeiten wird man dann nach dem Länderraub trachten und wird dazu wieder Kanonen fabrizieren müssen, man hat dann wenigstens für die Arbeitslosen wieder Arbeit. In den unzufriedenen Massen werden wilde, revolutionäre Strömungen wach werden, und auch die Giftpflanze Übernationalismus wird wieder wuchern. Kein Land wird das andere mehr verstehen, und das Ende kann nur wieder Krieg sein.“

    Silvio Gesell (Herbst 1918, direkt nach dem Ende des 1. Weltkrieges)

    Wo die Menschheit heute vielleicht schon sein könnte, wäre die Natürliche Wirtschaftsordnung (Marktwirtschaft ohne Kapitalismus = echte Soziale Marktwirtschaft) noch vor dem 2. Weltkrieg (der in diesem Fall nicht nötig gewesen wäre) verwirklicht worden, kann bestenfalls erahnen, wer die „Großen Vier“ (Heinlein, Asimov, Lem, Clarke) vollständig gelesen hat;…

    https://www.deweles.de/mut.html?file=files/_theme/pdf/soziale_marktwirtschaft.pdf

    …und wo wir heute wären, hätte es die schlimmste Verbrecherorganisation aller Zeiten, die „heilige katholische Kirche“, nicht gegeben, sprengt jedes Vorstellungsvermögen:

    https://www.deweles.de/phantasie.html?file=files/_theme/pdf/himmel_auf_erden.pdf

    Stattdessen befindet sich die halbwegs zivilisierte Menschheit, mit freundlicher Unterstützung der „unterirdischten Verschwörung, die es je gegeben hat“ (Zitat: Friedrich Nietzsche), noch immer im tiefsten Mittelalter und das dumme Volk wartet auf eine „politische Lösung“ für die „Finanzkrise“, die es als theoretische Möglichkeit sogar gibt: der 3. Weltkrieg! Einziges Problem: die atomare Abschreckung! Beim gegenwärtigen Atomwaffen-Arsenal lässt sich der 3. Weltkrieg nicht zweckdienlich auf eine umfassende Sachkapitalzerstörung zur Anhebung des globalen Zinsfußes beschränken, sondern würde die ganze Biosphäre des Planeten zerstören. Für die „politische Lösung“ müssten also zuerst alle Atomwaffen vernichtet sein, um sich dann wieder der alten Tradition widmen zu dürfen, fremde Köpfe einzuschlagen, statt die eigenen einmal anzustrengen:

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2017/04/sind-sie-politisch-oder-denken-sie-schon.html

    • Reply
      evamell
      17. April 2017 at 20:25

      Besten Dank für den umfangreichen Kommentar! Umso wichtiger, dass möglichst viele Menschen der Versuchung trotzen, auf die unsichere Situation mit ungezügelter Angst zu reagieren und aus dem Bauch heraus – ohne Fakten – andere Menschen verunglimpfen und als Sündenböcke missbrauchen!

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