Rezensionen

Die Früchte des Zorns – mein Buchtipp, der weh tun kann

Autsch, hier kommen John Steinbocks Früchte des Zorns.

Was John Steinbecks Meisterwerk aus den 1930er Jahren mit Flüchtlingen von heute zu tun hat:

Manchmal muss Literatur weh tun, um richtig gut zu sein. John Steinbecks Werk „Die Früchte des Zorns“ (im Original: The Grapes of Wrath) ist zum Beispiel so dick, dass man damit relativ problemlos jemanden erschlagen könnte – zumindest sofern man eine gebundene Ausgabe besitzt. Doch der Autor wollte es nicht nur bei Langatmigkeit in Bezug auf die Gesamtlänge belassen.

Die Früchte des Zorns sind bitter

Auch die Lektüre an sich tut stellenweise richtig weh. Die komplette erste Seite des Buchs ist eine einzige Beschreibung des dürren, ausgetrockneten und leblosen Lands irgendwelcher verarmter Bauern in den USA Anfang des 20. Jahrhunderts. Und trotzdem sind „Die Früchte des Zorns“ ein Meisterwerk, das heute noch so aktuell ist wie damals. Für das John Steinbeck zurecht mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet wurde und das laut dem US-Magazin Time zu den 100 besten englischsprachigen Romanen gehört, die im Laufe des 20. Jahrhunderts geschrieben wurden.

Ich selber habe „Die Früchte des Zorns“ schon vor etlichen Jahren gelesen. Als ich längst noch kein Kind hatte, sondern viel Zeit mit ausufernden Beschreibungen verbringen konnte. Als ich selbst noch so etwas wie Langeweile kannte und versuchte, sie mir mit langatmigen Passagen in preisgekrönter Literatur zu vertreiben. Es hat sich gelohnt. Ich habe John Steinbecks bekanntestes Werk niemals vergessen. Und so richtig wieder daran zurückerinnert habe ich mich, als die sogenannte Flüchtlingskrise uns alle zu beschäftigen begann.

Flucht vor Hunger und Perspektivlosigkeit

Denn in „Die Früchte des Zorns“ geht es ebenfalls um Flüchtlinge. Schlimmer noch – wie manche vielleicht meinen könnten: Um Wirtschaftsflüchtlinge. John Steinbeck zeigt anhand seines Romans die schwierige Situation der Farmer in Oklahoma während der 1930er Jahre auf, die aufgrund der Großen Depression extrem verschuldet waren und ihre Heimat auf der Suche nach Arbeit verlassen mussten.

Die Familie Joad, an deren Beispiel Steinbeck das Schicksal etlicher Farmer jener Zeit beschreibt, muss vor Arbeitslosigkeit, Hunger und Tod nach Kalifornien fliehen, um dort als Erntehelfer hoffentlich eine bessere Zukunft zu finden.

Der Roman ist sozialkritisch, ernüchternd, der Realität verbunden und dabei zeitlos. Was die Familie Joad erlebt, ist ein hartes Flüchtlingsschicksal, das auch heute noch unzählige Menschen weltweit erleben, besonders jene, die immer wieder völlig respektlos als Wirtschaftsflüchtlinge beschimpft werden.

Endlich Wirtschaftsflüchtlinge verstehen

Es ist natürlich einfach, jemanden zu beschimpfen und zu verachten, dessen Situation man nicht nachfühlen kann. Steinbeck hat es aber ein für alle mal geschafft, dass wir wenigstens ansatzweise verstehen können, wie sich das Leben auf der Flucht vor Hunger und Perspektivlosigkeit anfühlt.

Und das schafft der Autor gerade aufgrund der Langatmigkeit vieler Passagen. Denn erst wenn ich seitenweise darüber gelesen habe, was die Dürre mit dem Boden macht, habe ich selbst den Geschmack des Staubs im Mund, der durch die Luft wirbelt und der mich verstehen lässt, dass ein Wirtschaftsflüchtling seine einst geliebte Heimat nicht aus Spaß verlässt.

Die letzte Szene werdet ihr nie vergessen

Klar, die Lektüre ist manchmal hart, manchmal sogar quälend. Aber eine Flucht ist das auch. Und wer bis zum Ende durchhält, darf eine Szene lesen, die absolut unvergessen bleiben wird, so wie es bei großer Literatur sein muss. Ihr werdet lesen, wie sehr sich die Ärmsten füreinander einsetzen. Diese Schlussszene wird euch verstören, vielleicht sogar ratlos zurücklassen. Aber sie wird euch auch beeindrucken und euch zeigen, zu welch unfassbarer Nächstenliebe der Mensch in der Lage ist.

Also, lest los! Es lohnt sich und es wird euer Leben verändern.

Hier geht’s zum Buch „Die Früchte des Zorns“ von John Steinbeck beim Deutschen Taschenbuch Verlag.

Hier könnt ihr das Buch bei Amazon bestellen. Das ist gut für mich, weil Amazon mir dafür ein bisschen was bezahlt, aber ansonsten eigentlich scheiße, weil Amazon böse ist. Vielleicht bestellt ihr das Buch lieber direkt beim Verlag oder bei eurer örtlichen Buchhandlung. Das mache ich seit einiger Zeit recht konsequent – und es ist sogar echt einfach, wie ihr auf der Webseite meiner Dorfbuchhandlung seht.

 

 

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