Leben

Ethische Geldanlage? Diese hier ist fair für mich!

Eine ethische Geldanlage zu finden ist nicht einfach. Ich habe immerhin eine, die fair für mich ist.

Ist es eine ethische Geldanlage, wenn ich an mich denke?

Zukunfts-Eva wollte sich um eine Altersvorsorge kümmern. Gar nicht so einfach!

Es gibt so Dinge im Leben, die sind mega erwachsen. Solcherlei Zeugs habe ich lange Zeit auf später verschoben. ‚Zukunfts-Eva kümmert sich drum!’, dachte ich, schlürfte an meinem Bier oder meinem Latte Macchiato oder lag einfach glücklich gammelnd im Bett herum. Zukunfts-Eva war in meiner Vorstellung ungefähr 30 Jahre alt. Zukunfts-Eva ist also längst Gegenwarts-Eva. Mist!

Was solche Dinge sind, die man als Erwachsene halt tun muss? Kinder kriegen zum Beispiel. Check. Oder auch eine Altersvorsorge abschließen. Ebenfalls Check. Letzteres war krasserweise deutlich schwerer als das Kinderkriegen, hat extrem viel weniger Spaß gemacht und viel länger gedauert.

Panik vorm 30. Geburtstag

Zuerst ließ ich mir eine staatlich geförderte Altersvorsoge von einem Vertreter aufschwatzen, der dafür eine Provision bekommt. Schön für ihn! Ich habe gerne und schnell unterschrieben. Warum? Kurz nach Vertragsabschluss war mein 30. Geburtstag.

Ich war kurz davor, mein Zukunfts-Ich zu werden, hatte noch keine Kinder, dafür immer noch eine Fernbeziehung und hauste in einer Einzimmerwohnung. Wie unerwachsen. Also wenigstens Geld anlegen.

Über zwei Jahre lang kippte ich also jeden Monat meine hart verdienten Kohlen in das riesige Feuer einer Bank, wo sie unbemerkt vor sich hin verpufften und von allerlei Gebühren aufgefressen wurden. Eines schönen Tages aber zog mich die Laune zu einem Vortrag in der örtlichen Volkshochschule. Da ging es um Geldanlagen und Altersvorsorge.

Das Zukunft-Ich scheint unerreichbar

Ich war erschüttert, als der unabhängige Anlageberater uns vorrechnete, wie ein jeder von uns von den provisionsgeilen Bankvertretern ausgenommen wird. ‚Nicht mit mir!’, nahm ich mir vor. Ich beschloss, einen Termin bei dem zertifiziert unabhängigen Berater auszumachen.

Leider war ich zu jenem Zeitpunkt noch nicht ganz in meinem Zukunfts-Ich angekommen. Ich wollte einfach nicht so verantwortungsbewusst werden, wie ich es mir erhofft hatte.

Ich hatte mir ja in meinen Zwanzigern vorgestellt, dass mich irgendwann das Erwachsensein packen würde. Dann würde ich mich um Versicherungen kümmern, um Geldanlage, vielleicht ein Haus kaufen. Wer weiß! Stattdessen lebte ich weiterhin in meiner Einzimmerbude, hatte aber wenigstens ein kleines Auto in der Tiefgarage stehen.

Irgendwann schaffte ich es aber doch noch zum unverbindlichen und kostenlosen Beratungsgespräch. Dort rechnete mir der Herr, der von niemandem eine Provision bekommt, noch einmal vor, wie sehr ich momentan mein Geld zum Fenster rausschmeiße.

Ethische Geldanlage? Welch erwachsene Frage!

‚Nicht mit mir!’, brodelte es wieder in mir. Ich musste schnellstmöglich etwas an diesem Zustand ändern. Er sagte mir, ich solle mich wieder melden, wenn ich das kostenpflichtige Beratungsgespräch wünsche, nach dem er mir einen Plan für meine Altersvorsorge und Geldanlage zusammenstellen würde. Ich nahm mir vor, mich bald wieder zu melden.

Aber dann habe ich lieber doch einfach so im Bett rumgegammelt. Immerhin im Bett meiner Dreizimmerwohnung. Ich fühlte mich schon viel erwachsener.

Es dauerte noch einige Monate, bis ich genervt genug war, das Thema wieder anzugehen. Diesmal gingen mein Mann und ich gemeinsam zu ihm. Und wir nahmen unser Baby mit. Eine Familie bei der Beratung über Altersvorsorge und Geldanlage. Wie erwachsen!

Unsere Entschuldigungen, dass wir uns erst so spät gemeldet haben, lächelte er einfach so weg. Ich konnte nur hoffen, ihn nicht zu sehr in den Wahnsinn getrieben zu haben. Vielleicht hatte er in der Zwischenzeit wenigstens Vatergefühle für uns entwickelt. Ach nein, lieber nicht. Wir wollten doch endlich erwachsen sein!

Also lieber schnell eine kluge Frage stellen, die wahnsinnig erwachsen wird: „Wie ist das denn mit einem Plan für eine ethische Geldanlage bei Ihnen?“, fragte ich ihn. „Ich kaufe ja zum Beispiel nie irgendwelche Produkte von Nestlé. Da wäre es doch etwas verlogen, wenn ich am Ende Aktien von Nestlé hätte.“ – „Da biete ich Ihnen lieber keinen Kaffee an!“, sagte er und zeigte auf seine Nespresso Maschine. Hups.

Es folgte ein Gespräch darüber, was überhaupt ethisch ist und wie schwierig es ist, eine ethische Geldanlage anzubieten. Kurzum: Nicht sein Spezialgebiet. Nach dem Beratungsgespräch schickte er uns seine Empfehlungen für die Geldanlage zur Altersvorsorge zu.

Wir legten die Unterlagen erstmal zur Seite. Denn wir waren zu sehr damit beschäftigt, mit unserem Baby herum zu gammeln und dabei ein alkoholfreies Bier zu trinken – ziemlich erwachsen, wie ich finde.

Neue Aufgaben fürs Zukunfts-Ich

Irgendwann eröffnete mein Mann unter allerlei Fluchen und Grummeln die vorgeschlagenen Konten. Vielleicht wird irgendein Zukunfts-Ich von mir das Ganze einmal auf ethische Korrektheit überprüfen. Wahrscheinlich aber nur in einem Paralleluniversum.

In diesem Universum bin ich froh darüber, dass diese Geldanlage wenigstens ein bisschen fair ist: Nämlich für uns. Unsere Altersvorsorge wird endlich nicht mehr von horrenden Gebühren aufgefressen. Der Hauptgewinner unserer Anlage war kein Bankheini, der nur seine Provision im Blick hat. Und das finde ich geradezu ethisch korrekt!

Übrigens war mein einziger guter Vorsatz für dieses Jahr, dass ich mich endlich für Geld und Zahlen interessiere. Aber bisher bin ich dann doch jedes Mal über den Unterlagen eingeschlafen. Immerhin habe ich das Buch meines unabhängigen Anlageberaters angefangen: Die große Fondslüge. Super gut geschrieben und total einfach verständlich. Der Inhalt: Erschütternd.

Aber leider geht’s halt um Geld und Zahlen. Nur bei dem Gedanken daran schlafen schon meine Füße ein. Aber ich verspreche euch, dass ich das Buch bis Ende des Jahres zu Ende lesen und für euch rezensieren werde. Zukunfts-Eva wird es tun! Hundertpro!

Ethik und Geld – nicht nur für mich schwierig

Einen interessanten Artikel über nachhaltige Fonds findet ihr übrigens hier im Magazin „Schrot&Korn“. Darin wird deutlich, dass es gar nicht so leicht ist, sein Geld ethisch korrekt zu investieren. Denn der Begriff Nachhaltigkeit ist nicht definiert.

Und auch die verschiedenen Siegel helfen nicht unbedingt dabei, mehr Überblick zu gewinnen. Gesetzliche Standards sind noch in weiter Ferne. Das ganze Thema wird mein Zukunfts-Ich also noch sehr lange beschäftigen.

//Enthält unbezahlte Werbung wegen Anlagebuchempfehlung//

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