Umwelt

Mein Weihnachtsbaum und ich: Ökologisch ist anders!

Ist der Weihnachtsbaum ökologisch? Nächste Frage bitte!

Ich glaube, ich bin im Haus des Weihnachts-Grinchs aufgewachsen. In meinem Elternhaus gab es selten einen vernünftigen Adventskalender, der Nikolaus kam – wenn überhaupt – mehrere Tage zu spät und einen Weihnachtsbaum hatten wir äußerst selten. Meistens hat meine Mutter die Yucca-Palme geschmückt! Mit Ostereiern! Das muss man sich mal vorstellen.

Ich war damals jedes Mal völlig aus dem Häuschen, wenn ich den Weihnachtsbaum bei meiner Freundin Frauke gesehen habe. Er ging bis an die Decke! Und es hingen nicht nur schöne Weihnachtskugeln an seinen Zweigen, sondern sogar Süßigkeiten. Das war das Paradies. Ehrlich.

Blöd oder öko? Das ist hier die Frage!

Damals dachte ich logischerweise, meine Eltern seien total blöd. Aber waren sie einfach heimlich die Ober-Ökos, ohne dass ich es gemerkt habe? Immerhin hat meine Mutter immer die Kartoffeln ohne Salz gekocht, weil sie das Kartoffelwasser noch trinken wollte! Da liegt doch nahe, dass sie aus ökologischen Gründen keinen Weihnachtsbaum haben wollte, oder?

Na gut, die Kartoffeln waren nicht bio. Und dazu gab es ne Menge Fleisch. Aber hey, immerhin salzarm! Und halt kein Weihnachtsbaum. Meine Eltern waren ihrer Zeit weit voraus.

Denn mittlerweile machen ihnen einige Leute zumindest die Sache mit dem nicht vorhandenen Wegwerf Weihnachtsbaum nach. In diesem Jahr habe ich immer wieder Artikel über Miet-Weihnachtsbäume gelesen. Und ihr glaubt es kaum: In einer Facebook Diskussion hat tatsächlich eine geschrieben, dass sie ihre Yucca-Palme schmücken wird. Nach mehreren Stalking-Versuchen war ich mir sicher, dass es kein heimliches Facebook-Profil meiner Mutter gewesen sein konnte.

Es gibt wirklich noch mehr von ihrer Sorte! Also stand ich Möchtegern-Gutmensch dieses Jahr mit all den Öko-Infos aus dem Netz und meinen persönlichen Erinnerungen an österliche Weihnachtsfeste vor einer grausamen Entscheidung: Meinen Traum vom Weihnachtsbaum aufgeben – und völlig unweihnachtlich vor meiner Yucca-Palme knien? Aber ich habe nicht ein einziges Osterei, um sie zu schmücken!

Kann mein Weihnachtsbaum ökologisch sein?

Im Zwiespalt mit mir selbst fuhr ich mit meiner Diesel-Karre eine Kurzstrecke durchs Dorf und kam zufällig an einem Weihnachtsbaum Verkauf vorbei. Ich wurde langsamer. Und obwohl ich das Fenster nicht einen spaltbreit offen hatte, hörte ich ihn rufen: „Ich bin Winfried. Der Weihnachtsbaum. Mir ist kalt. Nimmst du mich mit nach Hause?“ Er war perfekt. Klein, buschig, irgendwie fast so rundlich wie ein Osterei. Ich musste ihn haben. Tja. Und noch bevor mein innerer Ethik-Rat Beschwerde einlegen konnte, hatte ich ihn schon in meine Wohnung geschleppt.

Hier steht er nun. Ein bisschen nackt, weil ich kaum Baumschmuck besitze, aber von graziler Schönheit. Und seitdem er seine eigene Ecke in meinem Wohnzimmer hat, riecht es in der ganzen Wohnung nach Nadelwald. Eigentlich finde ich das auch ziemlich ökologisch. Irgendwie. Oder?

Tränen aus Harz

Was sagt ihr? Ich Öko-Versager hätte dasselbe Vergnügen auch mit einem Miet-Baum im Blumentopf haben können? Ihr habt Recht! Was habe ich bloß getan? Ich verspreche euch: Sobald Winnies Job hier erledigt ist, werde ich seine Zweige trocknen und konservieren und mir einen Weihnachtsbaum-Schädel mit Geweih aus seinen Überresten bauen. Ich werde ihn mir ins Wohnzimmer hängen und jedes Mal weinen, wenn ich an ihm vorbeigehe. Er wird ebenfalls weinen. Tränen aus Harz. Und seine trockenen Nadeln werden wie zornige Pfeile auf mich niederprasseln.

Was soll ich sagen? Ein ehemaliger Lehrer schrieb einst in mein Poesiealbum: Wat mutt, dat mutt. Und damit euch allen Fröhliche Weihnachten!

Weihnachtsbaum mieten – oder doch nicht?

Edit: Leute, es ist Januar, mein Baum wurde längst gegen ein kleines Entgelt von der örtlichen Jugendfeuerwehr abgeholt. Nein, ich habe mir kein Baumgeweih der Schande gebastelt, tsts. Dafür habe ich die jungen Feuerwehrmänner und -frauen unterstützt. Auch gut, oder? 

Jedenfalls habe ich, auch durch einen Kommentar unter diesem Artikel, doch den ein oder anderen Zweifel bekommen, ob es wirklich die perfekte Lösung gewesen wäre einen Weihnachtsbaum zu mieten. Ich habe einen sehr informativen Artikel auf sueddeutsche.de gefunden, der auch die Probleme der Mietbäume aufzeigt. Kurze Zusammenfassung der wichtigsten Schlagworte: Temperaturschock, Wasserarmut, Knospenstress. Es ist also wohl doch nicht alles grün, was nadelt. 

Hinzu kommt natürlich, dass die Bäume quasi den doppelten Weg im Auto zurücklegen müssen: Sie werden angeliefert und abgeholt – und zwar wohl eher nicht mit Elektrofahrzeugen. Unten in den Kommentaren hat mich Sönke darauf aufmerksam gemacht, dass man auch eine Tanne mit Wurzeln kaufen kann, die man nach dem Fest im Garten einpflanzen kann. Hier empfiehlt es sich natürlich, die Tanne nicht schlagartig von 0 auf 25 Grad und wieder zurück von 25 auf 0 Grad zu bringen. Aber lest selbst in seinem Kommentar! 

The real Weihnachten

Ob es der Tanne gefallen würde, sie jedes Jahr auszugraben und ins Wohnzimmer zu verfrachten, wage ich zu bezweifeln. Und jedes Jahr eine neue Tanne in den Garten zu pflanzen ist auch eher die suboptimale Lösung, wenn man nicht seinen eigenen Wald eröffnen will. Vielleicht sollte man die Bescherung einfach ganz nach draußen unter den verwurzelten Baum verlegen. Warum auch nicht? Bei Maria und Josef im Stall hat es bestimmt auch gezogen wie Hechtsuppe. 

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5 Comments

  • Reply
    Sönke
    24. Januar 2018 at 00:02

    Hi. Weihnachten ist zwar vorbei aber ich denk mal das macht nichts oder? -Ich versuche auch immer wieder etwas umweltbewusste zu werden. Seit kurzem versuch ich Unterstützung für dieses Projekt zu finden https://www.theoceancleanup.com , nutze fast ausschließlich Stofftaschen, manchmal auch beim Brötchenkauf auch wenn die Kassierer manchmal irritiert gucken^^
    Was den Tannenbaum angeht; Ich habe keine Kinder und hole mir keinen aber Freunden die Kinder haben lege ich nahe das sie welche mit Nadeln kaufen sollten damit sie diese nachdem Fest einpflanzen können. Meine Ex macht das auch wenn dafür eher mit kleineren Bäumen 1,30-1,50m was den Kindern nichts ausmacht da sie schon 18/20 sind. Die gewöhnlichen Nordmann-Tannen machen das gut mit und überleben bisher 🙂 So schenkt man nicht nur seinen lieben was sondern falls man einen Platz findet auch der Natur; einen neuen Baum 😉
    Also falls du beim nächsten mal einen bewurzelten Baum findest sowie einen Platz wo du diesen anpflanzen darfst, vllt im Garten wenn vorhanden (zur Not zwischen Feldern oder im Wald/-stück) dann mach das vllt. so können die Kinder ihn mit einpflanzen und später sagen als Kind hab ich den eingepflanzt und du musst dich nicht vor zornigen Pfeilen fürchten ?
    Ach ja, wenn du den Baum nicht direkt vor dem Kamin, der Heizung oder ähnliches stellst sollte es gehn.. Musst halt nur sehn das die Wurzeln nicht austrocknen. Um höhere Chancen zu haben das es ihm gut geht gewöhn ihn 2,3 Tage an mildere Temperaturen, stell ihn z.B. auf die Terasse oder dem Balkon wo er windgeschützter und durch die Wärme die vom Haus ausgeht etwas frostgeschützter ist (oder kühler Hausflur) bevor er im gut beheiztem Wohnzimmer steht und lass ihn max 14 Tage in der Wohnung dann haste gute Chancen das er gesund bleibt. Wenn möglich kauf einen der im Topf gewachsen ist. Bäume die kurz vorher eingetippt wurden könnten sicht- oder schlecht sichtbare Schäden an den Wurzeln haben was Stress für den Baum wäre welcher seine Abwehrstoffe schwächt…
    Joar, ich hoffe der Text ist nicht zu lang und hilft dir vllt. Bei der Entscheidung.

    • Reply
      Sönke
      24. Januar 2018 at 00:09

      Hab mitm Handy geschrieben welches glaubt es wüsste besser was ich schreiben sollte^^.. Mein Freunde sollten einen mit WURZELN kaufen (natürlich auch mit Nadeln ?) und anstatt eingetippt sollte da eingetopft stehen

      • evamell
        24. Januar 2018 at 11:24

        Hehe, Danke! Hatte mich schon über die Nadeln gewundert 😉 Theoceancleanup siebt interessant aus, das werde ich mir nochmal genauer anschauen. Der Tipp mit dem Einpflanzen im Garten oder so klingt gar nicht übel. Nach ein paar Jahren kann man seine eigene Baumschule aufmachen 😉 Gleich editiere ich den Artikel auch nochmal. Ich füge noch was zu den Problemen hinzu, denn die gibt es auch bei Mietbäumen. Ist halt nie alles perfekt.

  • Reply
    Vanessa
    25. Dezember 2017 at 15:29

    Dir auch frohe Weihnachten bzw noch schöne Feiertage.
    In unserem Wohnzimmer steht auch anklagend ein Weihnachtsbaum, noch schlimmer: im Kinderzimmer steht sogar noch ein ca 1m hoher zweiter Baum nur für die zwei Monster und dieser hat die Anklage übersprungen und uns gleich verurteilt für unsere unökologische Dekadenz und lacht mich höhnisch aus!!
    Da kauft man nur noch bio-Klamotten, geht auf Kleidertausch-Partys und pilgert zum Unverpackt-Laden, aber auf den Weihnachtsbaum verzichten scheint eine riesige Hürde zu sein. Du bist also in „bester“ Gesellschaft.
    Der selbstgebackene Lebkuchen am Baum macht es irgendwie auch nicht besser. Vielleicht schaffen wir es ja nächstes Jahr…
    Obwohl ich mit den Mietbäumen kritisch bin, zumindest hatte ich gelesen, dass die durch die Unterschiede zwischen Außen- und Innentemperatur wohl nach dem Aussetzen nicht wirklich gute Überlebenschancen haben. Hattest du in die Richtung recherchiert?

    • Reply
      evamell
      25. Dezember 2017 at 20:11

      Hallo Vanessa! Herrlich, vielen Dank für deine Erfahrungen 🙂 Das mit dem Wechsel zwischen Außen- und Innentemperatur ist ein guter Punkt! Ich werde mich da nochmal hinter klemmen!

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