Was sich wirklich zu lesen lohnt
Liebe Leute, die Leselust war groß! Oder war es die Langeweile? Vielleicht auch die Neugier? Jedenfalls habe ich den Dorfkiosk geplündert. Was ich gesucht habe? Na klar: Zeitschriften für Gutmenschen wie mich! Ich habe einiges an Moneten an der Kasse gelassen. Damit ihr nicht auch euren gesamten Geldbeutel über dem Kopf einer irre lachenden Kassiererin ausschütten müsst, habe ich für euch – extra – eine kleine Kioskkritik verfasst. Folgende fünf Zeitschriften haben es in meinen ehrenwerten Besitz geschafft. Und das denke ich über sie:
Das Vegan Magazin, 4,90 Euro
Worum geht’s?
Um die Missionierung der Omivoren und die Bestärkung aller, die schon jetzt Veganer sind. Für alle, die die Welt retten wollen und einen vollen Geldbeutel haben. Im Editorial werde ich gebeten, noch mehr Exemplare des Magazins zu kaufen und zu verteilen, um auch andere Menschen von der veganen Idee zu überzeugen. Mensch, das ist ja fast wie bei den Zeugen Jehovas. Keine schlechte Strategie, die sind nämlich auch ziemlich erfolgreich auf der ganzen Welt unterwegs.
Ein Beispiel aus dem Heft:
„In einer alten Fischfabrik in Cuxhaven streben begeisterte Veganer nach der Weltherrschaft im Käse von morgen.“ Wow! Käse ohne Käse! Erinnert mich irgendwie an die Seife in meinem Bad auf deren Verpackung steht: Seifenfreies Waschstück.
Originellster Artikel:
Hetzplattform „Indyvegan“: Jutta Ditfurth und das „Wimmern des Spargels“. Fünf Seiten Insiderinfo aus der Veganen Welt über einen Mann, der anscheinend gegen Veganer hetzt. Der uninformierte Leser hat nur drei Buchstaben und ein Fragezeichen im Kopf: WTF? Auf jeden Fall denke ich mir: Es scheint einen gefallenen Engel in der veganen Welt zu geben. Ist ja richtig spannend hier.
Was freut den Leser?
Ein Comic mit einem Dialog zwischen Kassiererin und Kunde: „Sammeln Sie Reuepunkte?“ – „Nicht nötig, ich bin Veganer.“ Ist ja der Hammer. Fast wie der Ablasshandel im Mittelalter. Einfach vegan werden und alles ist gut!
Zweimal gelesen:
„Plötzlich kommen die veganen Produkte in den Supermarkt. Bertold Brecht hat gesagt: Alles ist gewonnen, wenn einer aufsteht und nein sagt.“ Aussage des Soziologen und Kapitalismuskritikers Jean Ziegler im Interview über den „Aufstand des Gewissens“. Ich wusste gar nicht, dass der 83-Jährige Veganer ist? Schon komisch, der Journalist hat gar nicht nachgehakt. Naja, vielleicht hofft das Vegan Magazin auch, dass Ziegler nach der Lektüre dieser missionarischen Ausgabe auf den schmalen Weg der veganen Erkenntnis findet.
Was bleibt?
Die Werbeanzeige von „Greenpeace Energy“: „Veganes Essen sollte nicht von Tieren erwärmt werden.“ Aaaargh. Welcher Lebensbereich hat eigentlich nichts mit Tieren und ihrer potenziellen Ausbeutung zu tun?
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