– Werbung/Buchrezension –
Bisher habe ich geglaubt, ich trage einen großartigen Teil zu Umweltschutz, Nachhaltigkeit und so weiter bei, wenn ich versuche, meinen Restmüll und den Müll im gelben Sack zu reduzieren. Aber fröhlich trage ich weiterhin meinen Biomüll zur braunen Tonne vor der Haustür.
Ich habe mich mit der Entsorgung von Gemüse- und Obstabfällen sogar bisher immer ganz besonders großartig gefühlt. Ich koche frisch! Ich schäle meine Karotten selbst! Seht her, wie viel Biomüll bei mir anfällt! Ich bin so toll!
Leaf to Root: Alles darf auf den Teller
Doch dann habe ich das Kochbuch „Leaf to Root“ entdeckt, geschrieben von Esther Kern, die nichts weniger will, als die Gemüseküche zu revolutionieren. Ihr Anliegen: Die gesamte Pflanze auf den Teller bringen. Ein paar Beispiele: Karottengrün? Viel zu schade für die Tonne, denn das würzt mit seiner pfefferigen Note wunderbar den Salat. Kohlrabischale? Es gibt absolut keinen Grund, die abzuschälen. Einfach dran lassen und mitessen. Brokkolistrunk? Das knackige gewisse Etwas in der Gemüsepfanne!
Ich habe ihre Küchenphilosophie mal vier Tage lang ausprobiert und bin ziemlich beeindruckt davon, was man aus Biomüll noch alles machen kann – auch wenn die jeweiligen Teile des Gemüses bei mir tatsächlich schon aussahen wie Müll.
Eins habe ich bei der Leaf to Root Küche nämlich gelernt: Es lohnt sich, sehr frisch einzukaufen. Ich mache leider nur einmal pro Woche den Einkauf für die nächsten sieben Tage. Bis dann mal die Kohlrabiblätter zum Einsatz kommen sollen, sind sie schon ziemlich verwelkt. Aber das Gute ist: Es schmeckt trotzdem. Seht und staunt, was ich alles nach der Leaf to Root Methode auf den Teller gezaubert habe:
Tag 1: Karotten-Baba-Ganoush mit Bulgursalat
Ich habe mich ja bisher immer gefragt, warum irgendjemand Interesse an einem Bund Karotten mit diesem riesigen Zopf Karottengrün hat. Manchmal, wenn ich mich total öko fühlen wollte, habe ich sowas in der Vergangenheit schon gekauft – und dann war halt mein Biomüll ratzfatz voll mit Karottengrün. Denn was soll man denn mit dem Zeug machen außer es vor sich hin gammeln lassen?
Liebe Leute, jetzt endlich weiß ich es! Es ist ein grandioses Salatgewürz mit einer wunderbaren pfeffrigen Note.
Das Kraut schmeckt fast ein bisschen exotisch, wächst aber tatsächlich mitten unter uns. Ich bin begeistert! Begeistert hat mich übrigens auch das Karotten-Baba-Ganoush. Ich habe jetzt noch sehnsuchtsvolle Träume danach, will mich da reinlegen und jede Pore damit einschmieren. Lecka!
Das einzige, was nervt: Das Kraut sieht schon nach einem Tag in der Küche aus wie Biomüll. Total labberig und eingetrocknet. Schmeckt trotzdem geil.
Tag 2: Radieschenblatt-Salat mit karamellisierten Kürbiskernen
Radieschenblätter: Mal wieder so ein überflüssiges Produkt von Mutter Natur – dachte ich bisher immer. Bis ich ein Rezept im Leaf to Root Kochbuch gefunden habe, das so naheliegend ist, dass es geradezu verstörend ist, dass ich noch nie darauf gekommen bin: Mach doch einfach einen Salat draus!
Das beste ist: Radieschen inklusive Blättern sind sozusagen eine Kombipackung, die uns Mutter Erde zur Verfügung stellt. Ähnlich wie in Plastik eingeschweißte Salatblätter, denen die Salatsoße schon zugefügt ist. Aber halt in Superöko. Und ohne Soße. Aber man kann ja nicht alles haben.
Ich bin übrigens überrascht, dass mein Radieschenblatt-Salat nach der Zubereitung doch noch erstaunlich frisch aussah. Unfassbar, was man aus einem tagelang herumliegenden, welken Strauß Radieschen noch alles zaubern kann!
Tag 3: Kartoffel-Brokkolistrunk-Bratlinge
Jedes Mal, wenn ich Brokkoli kaufe, ärgere ich mich über den riesigen Strunk, an dessen Ende die paar kümmerlichen Röschen wachsen. Was für eine Verschwendung, für die ich auch noch den Kilopreis bezahlen muss, dachte ich mir immer. Jetzt hingegen weiß ich: Was für eine Verschwendung, dass ich den Strunk immer achtlos fortgeworfen habe. Denn: Man kann ihn schälen! Klein schnippeln! In die Pfanne werfen! Anbraten! Und genießen! Sowas von! Denn er ist knackig und saulecker!
Ätzend war bloß: Als ich für die Brokkolistrunk-Bratlinge eingekauft habe, ist mir der Brokkoli meiner Träume begegnet: Er bestand fast nur aus Röschen und hatte kaum Strunk. Wie im Delirium vor Freude packte ich ihn in den Einkaufswagen – und habe erst zu Hause realisiert, dass es ja bei diesem Rezept auf den Strunk ankommt. Autsch. Deshalb haben sich in mein Rezept auch Brokkoliröschen verirrt. Mal eine Restverwertung der anderen Art.
Tag 4: Käferbohnen-Eintopf mit Kohlrabi und getrockneten Kirschen
Eintopf: Das klassischste Resteessen, das es gibt! Der schwimmende Biomüll vergangener Generationen. Aber dieser hier hat es wirklich in sich. Was drin ist? Auf jeden Fall alles vom Kohlrabi: Blätter, Stiele, Schale – und die Knolle darf gnädigerweise auch mit ins Gemüsebad. Gar nicht so schlecht, der Reste-Eintopf.
Aber was zur Hölle sind Käferbohnen? Nach stundenlanger Suche im Biosupermarkt meines Vertrauens habe ich mich für weiße Bohnen entschieden. Vielleicht waren die Käferbohnen schon weggekrabbelt, als ich nach ihnen gesucht habe. Und was ist das eigentlich für ein Name? Käferbohne?! Sowas will ich eigentlich sowieso nicht in meinem Eintopf haben. Auch wenn es natürlich ziemlich gut zum Thema Biomüll passt.
Fazit:
Die Gerichte aus dem Leaf to Root Kochbuch sind wirklich lecker. Davon angesteckt, habe ich beschlossen, die Philosophie ganz allgemein in meine Kocherei zu integrieren. Wann immer Schalen, Stiele oder Blätter von irgendwas übrig blieben, habe ich sie in eine Pfanne geschmissen, Curry draufgegeben und ein Mittagessen à la braune Tonne für meinen Mann gezaubert.
Der hat sich allerdings nach einer Weile beschwert, dieser Schnösel: „Ich finde es ja lobenswert, dass du alles von einer Pflanze zum Kochen nutzen willst“, hat er gesagt. „Aber diese Blätter überall im Essen, das ist nichts für mich.“
Gut gut, kann sein, dass ich es übertrieben habe. Aber zumindest strikt nach dem Kochbuch ist Leaf to Root geradezu eine Gourmetküche, die zu mir schon immer gut gepasst hat, wie ihr ja schon bei meinen Gammelfood-Smoothies sehen konntet 🙂
Hier geht’s zum Buch Leaf to Root von Esther Kern beim AT Verlag.
Hier könnt ihr das Buch bei Amazon bestellen. Das ist gut für mich, weil Amazon mir dafür ein bisschen was bezahlt, aber ansonsten eigentlich scheiße, weil Amazon böse ist. Vielleicht bestellt ihr das Buch lieber direkt beim Verlag oder bei eurer örtlichen Buchhandlung. Das mache ich seit einiger Zeit recht konsequent – und es ist sogar echt einfach, wie ihr auf der Webseite meiner Dorfbuchhandlung seht.
2 Comments
Daniela
19. Oktober 2018 at 08:54Und falls du doch noch zu viel Biomüll produzierst… guck mal Wurmkiste.at
Unsere neuen Mitbewohner kommen heute an ^^
evamell
23. Oktober 2018 at 22:01Klingt gut 😀