Ernährung

So vermeidet ihr Foodwaste im Haushalt mit Kindern

Kinder, Kinder, muss das sein? Foodwaste!

Foodwaste – das krieg ich in den Griff, dachte ich mir so, als mir das Thema vor einiger Zeit wichtig wurde. Ich bin auch wirklich ein kleiner Ökostreber geworden: Brot kommt bei mir sofort in Scheiben geschnitten in die Tiefkühltruhe, damit ich nicht mehr in die Verlegenheit komme, gammelige Reste wegzuschmeißen. Einmal pro Woche mache ich seit ein paar Monaten einen Essensplan für die nächsten sieben Tage. Dafür wird eingekauft – und damit haben sich meine Gammelsmoothies auch tatsächlich schon auf ein Minimum reduziert.

Tja, läuft – würde man meinen. Aber während andere einen inneren Schweinehund haben, der ihre guten Vorsätze immer wieder auf fieseste Art und Weise durchkreuzt, habe ich sozusagen einen äußeren Schweinehund in Form des natürlich niedlichsten kleinen Mädchens weit und breit.

Foodwaste! Ja, bitte!

Meine Tochter ist eineinhalb Jahre alt und sie findet Foodwaste einfach große Klasse. Ehrlich, sie feiert das sogar. Neulich hat sie lustlos in ihrem Essen herumgestochert, die eine Hälfte runtergeschmissen und die andere Hälfte angeschlabbert und wieder auf den Teller gelegt. Ekelhaftigkeit, dachte ich mir so und wollte mir diesen Virenherd meines dauererkälteten Kleinkinds keinesfalls einverleiben. Also ich so zu ihr, nachdem ich sie aus ihrem Stuhl gehoben habe: „Das muss jetzt in den Biomüll.“ Und sie so: „Ja! Bäh!“ Und hob den Mülldeckel an, damit ich das frisch gekochte Essen möglichst bequem entsorgen konnte.

Mit Liebe gekocht, nicht aufgegessen: Foodwaste.

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Fürs Foto vom Boden aufgesammelt: Muss ich das noch essen, oder darf das Foodwaste sein?

Es ist ja nicht so, als wäre sie immer eine schlechte Esserin. Dann könnte ich mich ja wenigstens darauf einstellen. Aber Nein, es kann sein, dass sie fünf Tage am Stück isst wie ein Scheunendrescher, mit piepsiger Stimme „mehr, mehr“ ruft – und dann doch plötzlich alles verweigert, was auch nur im Entferntesten an Nahrung erinnern könnte.

Mein niedlicher äußerer Schweinehund kann also ebenso unangenehm werden wie der innere Schweinehund von Hempels. Die sollen ja angeblich immer noch nicht unter ihrem Sofa aufgeräumt haben. Ja ja, ich sollte nicht von meinen eigenen Problemen ablenken.

Was Expertinnen sagen

Nun gut. Was also tun? Ich bin ehrlich gesagt etwas ratlos. Ich will meinem Kind jeden Tag gesundes Essen anbieten, auch wenn ich weiß, dass es vielleicht vergebens ist. Ich bin aber noch nicht so weit, Kartoffelbreireste mit Babyrotze vermischt aufzuessen, ohne mich zu übergeben. Das wäre ja dann eigentlich sowieso auch wieder Foodwaste, oder?

Aber ich muss zugeben, ich habe Hochachtung vor Leuten, die für die Vermeidung von Foodwaste vor nichts zurückschrecken. Ernsthaft: Mein Bruder hat mal eine heruntergefallene Pommes am Busbahnhof aufgehoben und gegessen. Sein Kommentar dazu: „Ich bin der Vater eines Zweijährigen. Ich esse alles!“

Ist das die Lösung? Ich weiß es nicht. Aber weil ich es wissen will, weil ihr es wissen wollt und weil mein Biomüll es wissen will, habe ich drei Expertinnen gefragt, was sie uns allen raten können, damit weniger Foodwaste im Haushalt mit Kindern anfällt. Die drei beschäftigen sich auf ihren sehr lesenswerten Internetseiten mit der Vermeidung von Müll. Sie sollten es also wissen. Und los geht’s:

Achtung, Ekelalarm

Manuela Gaßner von einfachzerowasteleben.de kennt kaum eine Schmerzgrenze beim Aufessen der Reste ihrer Kinder. Sie schreibt:

Achtung, Ekelalarm für alle, die keine Kinder haben. Ich esse und trinke (fast) alle Reste. Früher habe ich teilweise erst bemerkt, dass es schon mal in einem Kindermund war, weil es etwas glitschig war *bääh*. Auch bei „Fischchen“ im Saft, Augen zu und durch, außer es ist schon absolut trüb, dann kommts halt doch in den Ausguss. „Fischchen“-Wasser bekommen die Pflanzen. Wir essen sehr viel Gemüse und Obst, bei zwei Erwachsenen und drei Kindern kommt einiges an Biomüll zusammen. VIEL mehr als Plastik. Gegen Schalen, Kerngehäuse und ein paar welke Blätter habe ich nichts, aber „richtiges“ Essen in die Tonne werfen – das geht gar nicht!

Die Reste kommen auf den Kompost, der wandert auf unsere Beete und irgendwann landet das Gemüse wieder auf unseren Tellern. Die Kinder helfen mal mehr, mal weniger im Garten. Für die Wertschätzung finde ich es absolut wichtig, dass sie wissen woher unser Essen kommt und den Kreislauf dahinter kennen. Manchmal radeln wir zur Milchtankstelle, da stehen die Kühe nebendran. Milch- oder Eiprodukte werden bei uns nie weggeworfen, weil die Kinder gesehen haben, dass die Milch von der Kuh bzw. das Ei vom Huhn kommt. So schätzen sie alles viel mehr und wollen von sich aus nichts wegwerfen.

Der einfachste Tipp: mehrere kleine Portionen und wenn es zuhause erst mal nur ein Löffel ist oder beim Essengehen (was selten vorkommt) der Kinderteller oder einen gemeinsamen Teller, dann kann immer noch nachbestellt werden.

Zur Brotzeit suchen sich die Kinder ihren Lieblingsbrotaufstrich und Lieblingsobst bzw. -gemüse aus, damit sie es auch essen wollen. Wenn alle drei nach Kindergarten und Schule wieder zuhause sind, essen sie erst ihre Brotzeitreste auf. Am Abend gibt es, was es gibt, wer es nicht mag, kann auch nur eine ganz kleine Portion haben (Punkt!) Salat macht meine große Tochter oft selbst, der bleibt nie übrig. Wir haben auch das „Problem“, dass sie mal mehr, mal weniger essen. Die Kleinste (3 Jahre) isst im Moment weniger, die beiden Großen (8 und 10 Jahre) essen wie Scheunendrescher, ich glaube sie wachsen! Wir kochen immer so, dass mögliche Reste später noch gegessen werden können. Trotz allen Bemühungen, realistisch lässt sich Foodwaste nicht zu 100 % vermeiden, aber wir sind dran. Getrocknete und gewürfelte Brotreste finden die Kinder übrigens auch toll.

Keine Machtkämpfe!

Jette, die mit ihrem Blog auch ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung setzen will, rät mir, keine Machtkämpfe anzufangen:

Solche Situationen kenne ich – leider – auch nur zu gut. Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang tatsächlich, dass Essen bei uns im Haus kein Machtkampf wird. Wer Hunger hat, bekommt Essen, wer keinen Hunger hat, muss nicht aufessen. Niemals. Auch nicht „dieses eine kleine Stückchen für Oma“ noch. Denn nur wer sein Hungergefühl als Kind kennenlernen darf, kann auch als Erwachsener einschätzen, wie viel Essen genug ist. Spezielle Tipps in dem Sinne habe ich nicht. Ich mache immer die kleinstmögliche Portion für die Kids. 1/2 Mozzarella statt einer ganzen Kugel, lieber 2 als 3 Kartoffeln und vielleicht nur 5 Nudeln statt einem ganzen Teller voll. Und wenn danach noch Hunger im Bauch ist, wird natürlich nachgefüllt.

Portiönchen gefällig?

Auch Anja Krisch, die sich mit zero waste beschäftigt, macht aus einer Portion am liebsten ein Portiönchen:

Was bei uns wirklich hilft, ist kleine Portionen zu servieren. Ich viertel gerne auch mal eine Scheibe Brot. Wenn dann die Kinder nicht alles essen, bleibt der Großteil ansehnlich und es kann noch jemand anderes zuschlagen oder die Kleinen essen es zu einem späteren Zeitpunkt. Einfach einen Topfdeckel oder Ähnliches über den Teller stülpen, und die Bemme bleibt schön frisch.

Ein absoluter Hit ist bei uns die nachmittäglich servierte Apfelsonne. Dünne Apfelspalten auf dem Teller wie Strahlen angeordnet und in der Mitte kleingeschnittenes Obst je nach Saison oder auch Studentenfutter. Wenn die Apfelsonne von den Kindern nicht verputzt wird, machen wir Großen das gerne später oder ich püriere es (siehe weiter unten).

Wenn die Brotrinde verweigert wird, was bei uns vorhersehbar immer während des Zahnens passiert, dann schneide ich sie schon ab, bevor alles angeschlabbert ist. Ich trockne die Rinden und mache daraus Brotauflauf, wie zum Beispiel Ofenschlupfer oder Kirschenmichel. Das passiert auch mit den ganzen angenagten Brezeln (die man bei uns in der Region als Grundnahrungsmittel für Kleinkinder ansieht, zumindest wenn man wohlmeinende Omas, Verkäuferinnen und Nachbarn fragt). Die werden dann oft zu Semmelknödelteig weiterverarbeitet.

Obstreste jeder Art (die angelaufenen Äpfel, Bananenstücke die nicht mehr geschafft wurden…) püriere ich und fülle sie in unsere wiederverschließbaren Quetschiebeutel. Die Dinger sind zwar aus Plastik (wohl BPA, Weichmacherfrei usw.), doch in einer schwachen Stunde waren sie für mich die beste Alternative, um meine Kinder glücklich zu machen und auch endlich mal so ein Ding zullen zu dürfen.

Alles, was sich erhitzen lässt, gebe ich einfach zurück in den Topf. Beim nächsten Erhitzen koche ich es kurz auf und die meisten Keime sollten damit erledigt sein. So habe ich keinerlei Bedenken, es allen wieder vorzusetzten.

Wer hat weitere Tipps?

Vielen lieben Dank an euch drei! In der Zwischenzeit habe ich die Portionen schon verringert. Und siehe da: Es wird besser, aber das niedliche Schweinehündchen findet natürlich immer noch Wege, für Foodwaste zu sorgen. Wer weitere Tipps hat, darf sie gerne in die Kommentare schreiben.

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2 Comments

  • Reply
    Daniela
    9. Mai 2018 at 10:23

    Ich habe zwar noch keine Kinder, dafür aber zwei Hunde die mit Vorliebe alles fressen was für Menschen gemacht ist. Kann ich nur empfehlen 😉

    Einen tollen Blog hast du da, ich kann mich in so vielen Dingen wiedererkennen und lachen 🙂

    • Reply
      evamell
      12. Mai 2018 at 20:16

      Genau aus dem Grund hab ich auch schon über Haustiere nachgedacht 😉
      Freut mich, dass dir der Blog gefällt 🙂

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