//Unbezahlte Markennennung im Artikel, gilt als Werbung//
Vegane Ernährung hat ja was von diesem berühmten Pfadfindermotto „Jeden Tag eine gute Tat!“ In meinen Kaffee, in mein Müsli, in meine Smoothies oder in meinen Chai Latte kommt keine Kuhmilch mehr, sondern nur noch Pflanzendrink. Wenn ich also zum Frühstück einen Kaffee trinke und einen Smoothie Bowl löffle habe ich – zack – schon wieder eine gute Tat getan.
Die Mandeln in meiner veganen Mandelmilch hatten nämlich garantiert keine Euterentzündung, damit ich dieses Erzeugnis schlürfen kann. Ihnen wurden keine Babymandeln weggenommen und ich habe auch noch nie eine Mandel im Mixer vor Schmerz schreien hören. Also alles gut, oder? Öhm ja, bleiben wir mal beim Oder!
Ist Mandelmilch vegan? Erste Zweifel
Ich habe tatsächlich meine Zweifel daran bekommen, dass Mandelmilch vegan und somit tierleidfrei produziert werden kann, als ich den Dokumentarfilm More than Honey gesehen habe, der den Fokus auf das weltweite Bienensterben legt. Ja ich weiß, ich bin spät dran mit dem Film. Aber besser spät als nie, wa?!
Und was hat More than Honey jetzt mit meiner Mandelmilch zu tun, fragt ihr euch? Also: Kleine Runde Biologie: Mandelbäume müssen von Bienen bestäubt werden. Sonst gibt es keine Mandeln. Die meisten Mandeln weltweit werden in Kalifornien angebaut, nämlich sage und schreibe 80 Prozent. In Kalifornien hat man riesige Monokulturen von Mandelplantagen. Da wächst nicht viel anderes.
Weil es aufgrund des Bienensterbens sowieso kaum Bienen in freier Wildbahn gibt, haben die Mandelbauern ein Problem. Und weil die Mandelplantagen Monokulturen sind, die ja nur zu bestimmten Zeiten blühen, hätten frei lebende Bienen eh nicht so viel Lust, dort umherzuschwirren. Sobald die Blütezeit vorbei ist, fehlt ihnen nämlich die Nahrungsgrundlage. Es wächst ja nichts anderes dort.
Viehtransporte voller Bienen
Aus diesen Gründen gibt es in den USA Wanderimker, die ihre Bienenstöcke mit tausenden von Bienenvölkern an Bauern ausleihen. Es wäre ja noch einigermaßen okay, wenn sie das jeweils in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft tun würden. Aber die Wanderimker reisen in Lastwägen mit ihren Bienen quer durch die riesengroßen USA, um an den unterschiedlichsten Orten von der Westküste bis zur Ostküste ihre Dienste anzubieten. Das ist quasi ein ständiger, unfassbar langer Viehtransport, der aus Bienen besteht. Am Ende sind viele Tiere tot, aber immerhin: Die Mandeln sind bestäubt und ich kann mir meine vegane Gutmenschen-Milch in den Smoothie kippen.
Während ich das hier schreibe, formen sich in mir Tränen in Bienen-Größe und ich male mir aus, dass für meine vegane Mandelmilch vielleicht sogar so viele Bienen gestorben sind, dass sie zusammengenommen eine ganze Kuh ergeben könnten. Also, einen Liter Mandelmilch oder einen Liter Kuhmilch trinken – was soll das noch für einen Unterschied machen?
Mandelmilch vegan aus der EU?
Naja, zum Glück gibt es ja noch die 20 Prozent Mandeln, die nicht in den USA produziert werden. Ungefähr zehn Prozent der weltweiten Mandelernte stammt sogar aus der EU, die meisten dieser Mandeln kommen aus Spanien. In Spanien aber lohnt sich der Anbau für viele Landwirte nicht mehr, deshalb hören viele damit auf. Zumindest gehen Sie nicht den Weg ihrer kalifornischen Kollegen, die mit ihren Monokulturen auf maximale Ertragssteigerung setzen, was ja aber letztlich auch keine Lösung ist, wie wir an der Bienenproblematik sehen.
Aber machen wir uns nichts vor. Bienensterben gibt es auch in Europa, das ist ebenfalls Thema in More Than Honey. Doch der Maßstab ist auf unserem Kontinent zum Glück ein etwas anderer.
Bienensterben auch in Europa
Hmm, ich frage mich allerdings: Was heißt eigentlich Europa? Provamel schreibt auf seiner Webseite nur, dass die Mandeln aus europäischem Anbau kommen. Alnatura wird immerhin etwas deutlicher: Die Mandeln für den Alnatura Mandeldrink kommen aus Spanien und Italien. Weitere Informationen fehlen. Woher kommen die Bienen? Wie genau sieht der Anbau aus? Wie ist es mit dem Wasserverbrauch? Der ist nämlich bei Mandeln auch so ein kritisches Thema. Keine Infos.
Ein wenig fündig bin ich dann bei Naturata geworden. Die Bio-Marke verkauft Demeter-Bio-Mandeln aus Spanien, also unter noch krasseren Standards als beim klassischen Bioanbau. Auf der Internetseite gibt es viele Infos rund um den Anbau, betont wird auch, dass neben den Mandeln auch Walnüsse, Pistazien und anderes angebaut wird. Klingt super. Vielleicht fühlen sich Bienen da ja wohl und müssen nicht vom Menschen gehalten und eingesetzt werden, sondern fliegen einfach so herum?
Aber auch hier kämpfen die Bauern mit dem Problem Bienensterben. Ein Imker kümmert sich um 80 Bienenvölker auf dem Gelände, die für die Bestäubung benötigt werden. Wir sehen also: Die Mandelproduktion scheint ohne Tierhaltung – auf welche Art auch immer – nicht zu funktionieren.
Semivegan und extra teuer
Was lernen wir daraus? Wenigstens immer schön alles in Bio kaufen, keine Mandeln aus Kalifornien (verdammt, ich hatte auch welche im Schrank, siehe Bild oben) zur Produktion der selbst gemachten Mandelmilch vegan nutzen – und vielleicht auch mal andere Pflanzenmilch ausprobieren. Mandelmilch ist sowieso so teuer, dass mein Geldbeutel jedes Mal blutet – obwohl er vegan ist!
Aber jetzt muss ich mal ehrlich sein: Im Kaffee zumindest schmeckt mir zum Beispiel Hafermilch mega gut. Und Wow! Hafer gehört zu den Selbstbestäubern. Die Haferblüte kann sich also so voll inzestmäßig selbst befruchten, wie ihr hier beim Max-Planck-Institut nachlesen könnt.
Vielleicht trinke ich dann erst mal noch mehr Hafermilch – und recherchiere erst in ein paar Monaten, was daran suboptimal ist. Prost, ihr Lieben!
7 Comments
Marcus
30. November 2020 at 11:54Mit mehr als zwei Jahren Versrspätung lee ich deinen Post. 🙂 Ich habe die Verbindung Bienesterben-Mandelmilch bislang immer abgetan. Jetzt sehe ich das tatsächlich etwas anders. Das Bienensterben hat für mich hauptsächlich begründet im Pestizideinsatz und in der Haltung von Bienen als Nutztier, also von Imkern. Mandelherstellung scheint tatsächlich Bienensterben nochmals zu verschärfen. Mandelmilch als Verantworlichen für das Bienensterben zu sehen ist maßlos übertrieben, aber ich kann derart produzierte Mandeln nicht mehr als vegan bezeichen. Und da stellt sich schon das nächste Problem ein. Kann ich als Veganer denn überhaupt noch Lebensmittel essen, die unter Verwendung von Imker-Bienen hergstellt werden? Eigentlich nein… Naja danke jedenfalls für deinen Artikel.
evamell
2. Dezember 2020 at 22:05Lieber Marcus! Ich gebe zu, dass ich sehr stark überspitze. Das Problem ist aber einfach, dass auch pflanzliche Lebensmittel immer Teil eines Kreislaufes sind, in dem immer auch Tiere irgendeine Rolle spielen. Darauf wollte ich aufmerksam machen.
Agnetha69
19. Juni 2019 at 00:19Astrein kombiniert, kaufe jetzt wieder Bio-Kuhmilch vom Rewe.
Hab übrigens gehört, dass Babys kriegen schlecht für die CO2-Bilanz ist, würde gerne mal deine Meinung dazu hören.
Mager Quark
30. März 2018 at 12:46Hahaha, Mandelmilch kaufen, die um den halben Globus geschifft werden, aber sich aufregen, wenn ein Imker mit seinen Bienen durchs Land fährt. Habe selten so etwas widersprüchliches gelesen. Sei doch lieber froh, dass die Imker umher ziehen, wenn es immer weniger Bienen gibt.
evamell
30. März 2018 at 14:27Auch ne Meinung 🙂
Silke
23. Februar 2018 at 15:20Hallo,
den Film habe ich auch gesehen und auch das Buch dazu gelesen. Erschreckend! Seitdem sind kalifornische Mandeln gestrichen. Ich versuch es mit Hafermilch. Es ist nicht so einfach, alles im Blick zu haben.
Viele Grüße!
evamell
24. Februar 2018 at 10:49Zum Glück ist Hafermilch wirklich sehr lecker 🙂 Und ja, es ist echt schwierig, über alles informiert zu sein!