Bald ist Fastenzeit. Und ich habe wirklich daran gedacht, in diesem Jahr auf etwas zu verzichten. Plastik sollte es sein. Logisch. Das mag sowieso keiner. Ich dachte mir also: Auf Plastik verzichten ist eigentlich ein Gewinn. Natürlich auch an Prestige: „Evameintsgut zieht den zero waste Lifestyle durch“ Ich habe die Schlagzeilen in internationalen Zeitungen schon vor mir gesehen. Aber das Ganze ist nicht so einfach.
Ich habe darüber nachgedacht, in welchem Bereich mir der vollständige Verzicht auf Plastik am schwersten fallen würde. Shampoo und Seife benutze ich ja schon unverpackt und als feste Stücke. Zahnpasta ist so eine Sache, aber die hält ja ziemlich lange. Die Nutzung meiner Zahnpastatuben würde während der Fastenzeit eher unter „ich muss meine Reste aufbrauchen“ fallen.
Vegan und zero waste?
Käse ist nicht ganz einfach, da er sogar in meinem Biosupermarkt an der Käsetheke in dünnem Plastik vorverpackt ist. Außerdem sollte ich an dieser Stelle aufhören über Käse zu fantasieren. Will ich nicht Veganerin sein? Wie auch immer. Themenwechsel.
Kommen wir also zum wirklich veganen und wirklich problematischen Thema: Hafermilch. Ich bekomme sie nur im Tetrapack mit Plastikverschluss. Ich habe sie in meiner Umgebung wirklich noch nie in einer Glasflasche gesehen, nicht mal in einem Tetrapack ohne Plastikverschluss.
Jetzt könnte man meinen, da ich schon beim Käse Ausnahmen mache, könnte ich doch während der Fastenzeit wieder zurück zur Kuhmilch aus der Glasflasche gehen. Aber sorry Leute! Hafermilch ist zu großartig. Im Kaffee, im Tee, im Smoothie, im Müsli – ich finde sie überall so viel besser als Kuhmilch. Und das sage ich als ehemaliger Kuhmilch-Junkie.
Hafermilch selber machen – meine bescheidener Versuch
Um mein zero waste Projekt und die internationalen Schlagzeilen darüber aber nicht frühzeitig zu begraben, habe ich versucht, Hafermilch selber zu machen. Hier möchte ich euch von dem Ergebnis berichten.
Vielleicht habt ihr auf den Seiten großer Foodblogger schon mal gelesen, dass ihr ihre Rezepte nicht einfach kopieren und auf euren Blogs veröffentlichen dürft? Sie erklären dann, sie haben lange getüftelt, bis sie das perfekte Rezept entwickelt haben. Deswegen stecke viel Arbeit darin, bla bla.
Ich finde das irgendwie schade. Da hat man schon einen Blog, veröffentlicht Rezepte – und dann ist das Ganze doch ziemlich unauthentisch, weil es nur die schönsten Früchte der Arbeit darauf schaffen. Aber nicht mit mir.
Ich möchte euch von Anfang an teilhaben lassen an meinem Frust, Hafermilch selber zu machen. Deshalb gibt es hier mein Rezept für eine Hafermilch mit schleimiger Konsistenz, die mir weder im Kaffee noch im Müsli schmeckt:
Hafermilch selber machen – so geht’s:
- 1 Liter Wasser
- 100g Haferflocken
- 1 Handvoll Cashews
- 3 Datteln
Alles zusammen auf höchster Stufe eine Minute lang pürieren (am besten im Hochleistungsmixer).
Die Masse durch einen Nussmilchbeutel abgießen (das ist ein Beutel mit ganz mini kleinen Löchern, viel feiner als bei einem gewöhnlichen Küchensieb). Dann die Flüssigkeit in eine Flasche füllen und naja, genießen, wenn man drauf steht.
Von zero waste zu food waste
Ich muss an dieser Stelle zugeben: Aus meinem Plan, zero waste zu leben, wurde ein ausschweifendes food waste Fest, das ich in dieser Intensität schon lange nicht mehr gefeiert habe.
Was ist passiert? Ich bin mir nicht sicher. Ich hatte irgendwo in den Weiten des Internets gelesen, dass Cashews die Milch cremiger machen würden. Das stimmt auch, die Milch war sehr cremig. Sie kam mir cremig und schwer vor, geschmacklich war sie aber weit entfernt von der Hafermilch meines Vertrauens aus dem Biosupermarkt. Auch an Cashew-Milch, die eigentlich richtig großartig finde, kam sie nicht heran.
Ein Problem war, dass die Milch den Kaffee auch in großer Menge kaum heller gemacht hat. Eine dünne Wasserbrühe also? Ich weiß nicht. Sie erschien doch so cremig. Vielleicht hätte ich mehr Haferflocken nehmen sollen? Und was ist eigentlich mit den Datteln? Ich hatte auf eine betörende Süße gehofft, dieses berühmte i-Tüpfelchen, eine kleine Prise Suchtfaktor eben. War wohl nix.
Wir sollten öfter über gedämpfte Gefühle beim Kochen sprechen
Und jetzt? Bis zur Fastenzeit habe ich ja noch ein wenig Zeit. Ihr könnt mein Rezept natürlich gerne zu Hause wiederholen, mir Tipps geben und mir beschreiben, welche Gefühle diese Pflanzenmilch in euch auslöst. Wir alle sollten sowieso viel mehr über gedämpfte Gefühle beim Kochen sprechen, finde ich!
Wahrscheinlich werde ich weitertüfteln. Ich habe nach dieser Erfahrung erst mal Abstand genommen von der selbstgemachten Hafermilch. Der hemmungslose food waste hat mich zu sehr beschämt. Beinahe habe ich mir verordnet, zur Strafe meinen Biomüll zu essen, aber da ist mir eingefallen, das ich das ja schon getan habe, wie ihr hier lesen könnt.
Nächstes Mal mache ich erst mal eine kleine Portion Hafermilch selber. Und ich verspreche, ich halte euch auf dem Laufenden! Ob ihr wollt oder nicht. Denn das hier ist vielleicht der sinnloseste, aber auch der authentischste Foodblog-Post aller Zeiten!
3 Comments
Mona
4. August 2019 at 23:02Was auf jeden Fall fehlt, ist die Prise Salz! 🙂
Ich denke, Cashews kann man auch weglassen … Hmm, und ich weiß gerade nicht mehr ob u was ich zum Süßen dazugegeben habe.
Laut diesem Rezept auch optional Datteln. Und in den Kommentaren steht drin, dass die Milch nicht zu heiß beim Mixen werden darf, sonst schleimt es. Gib dir noch mal einen Ruck, auch wenn’s erstmal nur Milch für’s Müsli wird (plus selbstgemachten Haferschleim dazu 😉 ) … das spart nicht nur Plastik, sondern auch Geld 🙂
Ich hoffe, es ist ok, wenn ich die Seite verlinke, da gibt es viele schöne Ideen zum Selber machen oder Verwerten 🙂 (Ich steh gerade total auf Efeu für’s Wäsche waschen 😀 🙂 ) … und ich glaube, ich mach mir jetzt auch eben schnell eine Hafermilch… bzw lasse es über Nacht einwirken, ist doch schon etwas spät für den Mixer …
Viele Grüße
https://www.smarticular.net/hafermilch-aus-haferflocken-selber-machen-rezept/
Vanessa
7. März 2019 at 18:54Danke für die Wahrheit!!! Ich lese immer nur wie easy peasy und suuuuper lecker selbst gemachte xxx-Milch ist. Aus ökologischen Gründen habe ich mich auch an Dinkelmilch versucht (anstatt böse unregionalen Mandelmilch herzustellen) und es war eine dünne, wässrige Suppe, die am Ende auch im Abguss landete. Natürlich sollte meine vegane Milch auch ohne Zucker sein, egal ob aus Datteln (böse Fruktose und auch nicht regional) oder sonst was… Bisher Utopie und ran getraut habe ich mich nach der ersten Katastrophe auch nicht mehr.
Also bin ich gespannt, ob du einen zweiten Versuch wagst, der mir etwas Hoffnung gibt auf eine genießbares Endprodukt.
Aber auf jeden Fall weiß ich nun: ich bin nicht alleine 😉
evamell
22. März 2019 at 23:32Hehe cool! Jetzt sind wir schon zu zweit!